Jerusalem - Der konservative Likud-Politiker Ariel Sharon wird ersten Prognosen zufolge neuer israelischer Ministerpräsident. Er löst Amtsinhaber Ehud Barak von der Arbeitspartei ab, der die vorgezogenen Wahlen am Dienstag offenbar klar verlor. Das Wahlergebnis fällt laut ersten Prognosen deutlich für den rechtsgerichteten Herausforderer aus: Sharon kam in übereinstimmenden Prognosen beider Kanäle des israelischen Fernsehens auf 59,5 Prozent der Stimmen, Barak auf 40,5 Prozent. Das Wahlergebnis der Direktwahlen zum Regierungschef wurde nach Mitternacht erwartet. Die Wahlbeteiligung war mit etwa 65 Prozent für israelische Verhältnisse gering. Vor allem viele arabische Israelis boykottierten die Wahl aus Protest gegen das gewaltsame Vorgehen der Armee gegen Teilnehmer des Palästinenser-Aufstands. Die Palästinenser haben in einer ersten Reaktion auf das Wahlergebnis erklärt, sie würden auch mit Sharon verhandeln. Aber der palästinensische Informationsminister Yasser Abed Rabbo bezeichnete die Wahl Sharons als "das dümmste Ereignis in Israels Geschichte. "Abstimmung über die Zukunft Jerusalems" Sharon hatte vor der Wahl seine harte Haltung gegenüber den Palästinensern bekräftigt und die Wahl zur Abstimmung über die Zukunft Jerusalems erklärt. Sharon sagte, er wolle Jerusalem als ungeteilte Hauptstadt Israels erhalten und sei in dieser Frage nicht wie Barak zu Zugeständnissen an die Palästinenser bereit. Barak hatte sich bis zuletzt optimistisch geäußert, die Wahl zu gewinnen. Sein Parteikollege Friedensnobelpreisträger Shimon Peres hatte die Wahl schon frühzeitig verloren gegeben und Barak die Schuld gegeben. Israelische Parteienforscher hatten vor der Wahl einen Machtkampf innerhalb von Baraks Arbeiterpartei vorhergesagt. Der Appell Baraks an die arabischen Israelis, ihm die Stimme zu geben, stieß auf taube Ohren. In den arabischen Wohngebieten lag die Wahlbeteiligung nach Regierungsangaben bis zum späten Nachmittag nur bei zehn Prozent. Die arabischen Israelis, etwa zwölf Prozent der Wähler, hatten Barak 1999 zum Sieg verholfen. Viele sind jedoch verärgert über Baraks Vorgehen gegen die aufständischen Palästinenser in den besetzten Gebieten. Der Gewalt Israels fielen auch 13 Araber in Israel zum Opfer. Eine Äußerung des Bedauerns von Barak kurz vor der Wahl wurde von den Arabern als zu spät und nicht ausreichend bewertet. (APA/Reuters/dpa)