Jakarta - Neue Massendemonstrationen von Anhängern des indonesischen Präsidenten Abdurrahman Wahid haben die gespannte Lage in der Provinz Ostjava weiter verschärft. Mehr als 10.000 Indonesier zogen in der Stadt Lamongan durch die Straßen, um ihre Solidarität mit Wahid zu bekunden, der wegen einer Korruptionsaffäre stark unter Druck geraten ist. Die Polizei feuerte Warnschüsse ab, um die Menge auseinander zu treiben. Verteidigungsminister Mohamad Mahfud hat mit einem Eingreifen der Armee gedroht, sollten die Unruhen andauern. Wahid selbst will die Provinz Ostjava nach Angaben seines Sprechers am Freitag besuchen. Der Präsident werde mit seinen Anhängern sprechen, um die Situation zu beruhigen, hieß es. Diese griffen am Donnerstag ein Büro der Golkar-Partei an, die wegen der Korruptionsaffäre ein Amtsenthebungsverfahren gegen Wahid fordert. Auch in Yogyakarta berichteten Augenzeugen, dass eine wütende Menge damit drohte, das örtliche Büro der Golkar-Partei des ehemaligen Machthabers Suharto anzugreifen. Mehrere hundert Polizisten sicherten das Gebäude ab. Bewaffneter Aufstand könnte folgen Am Mittwoch war es in Surabaya, der zweitgrößten Stadt Indonesiens, bei einer Demonstration von rund 50.000 Wahid-Anhängern zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Die Demonstranten drohten mit einem bewaffneten Aufstand, falls Wahid durch ein Amtsenthebungsverfahren gestürzt werde. Wahid rief die Demonstranten zwar zur Ruhe auf, bezeichnete die Ausschreitungen aber gleichzeitig als "verständlich". Sie spiegelten den Ärger des Volkes über das Verhalten des Parlaments wider, sagte der Präsident. Die Abgeordneten hatten Wahid in der vergangenen Woche wegen möglicher Verwicklungen in eine Korruptionsaffäre getadelt und ihn aufgefordert, sein Verhalten binnen drei Monaten zu erklären. Justizminister entlassen Wahid hatte am Mittwoch auch Justizminister Yusril Mahendra entlassen. Zur Begründung hieß es, er habe sich nicht loyal verhalten. Der Minister hatte am Wochenende offen den Rücktritt des Staatschefs gefordert. Das Parlament hatte am Donnerstag vergangener Woche den ersten Schritt zu einem möglichen Amtsenthebungsverfahren gegen Wahid unternommen und den Präsidenten wegen Korruptionsvorwürfen verwarnt. Ein Untersuchungsausschuss wirft ihm vor, in zwei Korruptionsskandale verwickelt zu sein. Dabei geht es um die Veruntreuung von umgerechnet insgesamt rund 84 Millionen Schilling. Wahid, der im Oktober 1999 die Nachfolge des autoritär regierenden Suharto antrat, steht zudem wegen der schleppenden Umsetzung von Reformen im Kreuzfeuer der Kritik. (AP)