Jerusalem - Der zum neuen israelischen Ministerpräsidenten gewählte Ariel Sharon vom rechtsgerichteten Likud-Block schließt eine Regierung unter Einschluss der Ultrarechten nicht aus. Sharons Vertrauter, der Likud-Abgeordnete Silvan Shalom, sagte am Mittwoch, es gelte, schnell eine solche Regierung zusammenzustellen, damit das Parlament vor dem 31. März den Haushalt für das Jahr 2001 beschließen könne. Arbeitspartei unschlüssig In dem Kabinett sollten allerdings Posten für Mitglieder der Arbeitspartei von Sharons unterlegenem Kontrahenten Ehud Barak offen gehalten werden, sagte Shalom, der als künftiger Finanzminister gehandelt wird. Eine derartige Lösung ergebe sich angesichts der Unschlüssigkeit innerhalb der Arbeitspartei über eine Beteiligung an der von Sharon angestrebten Regierung der Nationalen Einheit. Sharon ernannte bereits ein Team von Unterhändlern, die in den kommenden Tagen die Sondierungen mit möglichen Koalitionspartnern aufnehmen sollen. Zu den Unterhändlern gehört unter anderem der Bürgermeistermeister von Jerusalem, Ehud Olmert. Barak legt Vorsitz der Arbeitspartei nieder Sharon hatte dem früheren Generalstabschef Barak während des Wahlkampfs den Posten des Verteidigungsministers in einer von ihm geführten Regierung der Nationalen Einheit angeboten. Baruk hatte jedoch nach seiner vernichtenden Wahlniederlage erklärt, er werde den Vorsitz der Arbeitspartei und sein Abgeordnetenmandat in der Knesset niederlegen und sich zunächst nicht mehr politisch betätigen. Spekulationen über Nachfolge Dies hat sofort Spekulationen über seinen Nachfolger an der Spitze der Arbeitspartei ausgelöst. Vermutlich wird zunächst Shimon Peres zum temporären Vorsitzenden der Partei gewählt werden. Erst in einigen Monaten könnten dann interne Wahlen des neuen Parteiführers stattfinden. Dabei werden vermutlich der Parlamentspräsident Avraham Burg, der ehemalige Justizminister Yossi Beilin und der derzeitige Innenminister Chaim Ramon kandidieren. Der scheidenden Regierung Barak war es nicht gelungen, den Etat für das laufende Haushaltsjahr verabschieden zu lassen. Laut israelischem Gesetz muss der Haushalt spätestens bis zum 31. März verabschiedet werden, andernfalls müssen drei Monate später Parlaments- und Ministerpräsidentenwahlen abgehalten werden. 45 Tage Zeit Sharon hat ab der Bekanntgabe des offiziellen Wahlergebnisses 45 Tage Zeit, eine Regierung zu bilden. Andernfalls muss eine neue Wahl stattfinden. Das endgültige Wahlergebnis muss bis zum 14. Februar veröffentlicht werden. In den folgenden 45 Tagen muss Sharon seine Kabinettsliste und sein Regierungsprogramm dem Parlament, der Knesset, vorlegen. Dort könnte der Likud-Politiker eine Mehrheit von 62 zu 58 Abgeordneten gewinnen, wenn er sich auf die rechten und nationalreligiösen Parteien stützt, die jegliche Zugeständnisse an die Palästinenser ablehnen. Sharon strebt aber eine Regierung der nationalen Einheit an, an der auch die Arbeitspartei seines Vorgängers Ehud Barak beteiligt werden soll. Sollte es Sharon innerhalb von 45 Tagen nicht gelingen, eine Regierung zu bilden, dann muss innerhalb von 60 Tagen ein neuer Ministerpräsident gewählt werden. (APA/dpa)