Inland
FP-"Wörterbuch der Wende" im Kreuzfeuer der Kritik
SP-Kuntzl: "Verharmlosung von Rassismus"
Wien - Mit seinem auf der FPÖ-Homepage veröffentlichten "Wende-Wörterbuch" und der Aussage, es sei "lustig" gemeint, stelle sich
FPÖ-Generalsekretär Peter Sichrovsky "nahtlos in eine Reihe mit NAZI-Buchstabierer Gaugg und Ernest 'meine Ehre heißt Treue' Windholz",
kritisierte SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Andrea Kuntzl am Donnerstag. Die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin hatte bereits am Mittwoch den Rücktritt von FPÖ-Generalsekretär Peter
Sichrovsky gefordert.
Sie wirft Sichrovsky vor, Rassismus und Nazismus zu verharmlosen. So bezeichne der freiheitliche Generalsekretär in seinem
"Wörterbuch der Wende" auf der FPÖ-Homepage Rassismus als "Bedürfnis der Menschen, sich nach Herkunft und Farbe gegenüber
anderen akzukoppeln".
Der Begriff Antifaschismus kommt "von dem österreichischen Ausdruck 'Faschieren - durch den Fleischwolf drehen' und drückt den Protest
gegen die Fleischlaberl-Kultur aus, die, von Deutschland kommend, auf dem Ausdruck 'Hamburger' beruht", heißt es ferner. Es handle sich
hier um eine "gezielte Verharmlosung von Rassismus, Xenophobie, Faschismus und Nazismus", kritisiert Kuntzl. Jedenfalls sei Sichrovsky
angesichts solcher Aussagen als Spitzenpolitiker nicht mehr tragbar.
In dem "Wörterbuch der Wende" heißt es: "In der verwirrenden Sprach-Vielfalt des alltäglichen Widerstands gegen Blau-Schwarz möchten
wir hier eine Orientierung anbieten". Dabei werden die Wörter "Antifaschismus" bis "Gutmenschen" interpretiert. Bei "Xenophobie heißt es,
"ist die Angst vor der 'Xenogamie', oder Fremdbestäubung, und beschreibt die Panik der Bienen, die falschen Blumen zu 'vermischen' und so
das Bild eines Gartens zu zerstören".
Bei "Anti-Nazi" wird erklärt: "Ebenfalls durch einen orthografischen Kunstgriff manipulierte Antithese des
'Narziß' - eines schönen Jünglings, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt - und ist daher ein häßlicher Mann, der sein eigenes Spiegelbild
nicht erträgt". "Sanktionen" werden definiert als "Kommt von dem Wort 'Sankt', und ist eine überraschende Aktion, um sich selbst heilig zu
sprechen".
EU-Abgeordnete bestürzt
Die Europaabgeordneten der SPÖ, Hannes Swoboda, Hans-Peter Martin, Maria Berger, Herbert Bösch, Karin Scheele, Christa
Prets und Harald Ettl zeigten sich am Donnerstag "bestürzt" über das "Wörterbuch der Wende" von FPÖ-Generalsekretär Peter Sichrovsky. Mit
dieser "Perversität" füge Sichrovsky, ein Europamandatar der "im Ausland als rechtsextrem wahrgenommenen Regierungspartei FPÖ", dem
Ansehen Österreichs in der Welt Schaden zu, meinten sie in einer Aussendung.
"Mit seinem menschenverachtenden 'Wörterbuch der Wende', in dem er Rassismus, Nazismus, Xenophobie und Faschismus durch scheinbar
'lustige' Erklärungen verharmlost, verniedlicht und gar als menschliches Bedürfnis darstellt, stellt der FPÖ-Europaabgeordnete Peter Sichrovsky
einmal mehr seine Geisteshaltung unter Beweis", so die SPÖ-EU-Parlamentarier. (APA)