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Belgrad - Der frühere jugoslawische und serbische Innenminister Zoran Sokolovic, dessen Leichnam am Dienstagabend in seinem Geburtsort Lepena bei Knjazevac (Ostserbien) in einem Geländewagen tot aufgefunden wurde, gehörte zur Gruppe der engsten Mitarbeiter von Ex-Präsident Slobodan Milosevic. Im Team des früheren jugoslawischen Präsidenten spielte Sokolovic von Anfang an - seit der legendären achten Sitzung der serbischen Kommunisten im Herbst 1987, bei der Milosevic mit seinen Kontrahenten abrechnete - eine wichtige Rolle. In der Amtszeit des schweigsamen Ministers blieb eine Vielzahl von Mordanschlägen unaufgeklärt. Dazu zählt etwa die Ermordung des jugoslawischen Verteidigungsministers Pavle Bulatovic, die sich am Mittwoch zum ersten Mal jährt. Bulatovic war im Vorjahr in einem Belgrader Restaurant erschossen worden. Die Täter konnten unerkannt entkommen und sind bis heute unbekannt geblieben. Dutzende Mordfälle ungeklärt Unter Sokolovic kamen etliche andere Spitzenfunktionäre des Regimes, aber auch etliche mit den Herrschenden verbundene Unterweltbosse ums Leben. Im Verzeichnis der ungeklärten Mordfälle steht der Name des früheren serbischen Vizeinnenministers Radovan Stojicic Badza (April 1997), des JUL-Generalsekretärs Zoran Todorovic (Oktober 1997), des berüchtigten serbischen Milizenführers Zeljko Raznatovic "Arkan" (Jänner 2000), aber auch des Direktors der serbischen Luftfahrtgesellschaft JAT, Zika Petrovic (April 2000). Sie alle hatten enge Kontakte zur Führung des Regimes und wahrscheinlich enormes Insiderwissen. Als Innenminister schwieg Sokolovic auch zum Kidnapping des früheren serbischen Präsidenten Ivan Stambolic im August 2000 und zur Ermordung des regimekritischen Belgrader Journalisten Slavko Curuvija im April 1999. Selbstmord? In die Amtszeit von Sokolovic fiel auch die Entführung von 20 Menschen aus einem Passagierzug zwischen Belgrad und Podgorica im Februar 1993. Sie wurden von einer bosnisch-serbischen Milizgruppe auf einer sieben Kilometer langen Strecke, die über das Staatsgebiet von Bosnien-Herzegowina führt, aus dem Zug verschleppt. Der Überfall wurde einem Verwandten des Sicherheitschefs der serbischen Polizei angelastet. Eineinhalb Jahre nach der Entführung wurde er in Serbien festgenommen, um aber gleich wieder freigelassen zu werden. Der neue jugoslawische Innenminister Zoran Zivkovic nannte Selbstmord als mögliche Ursache für den Tod seines Amtsvorgängers. Sokolovic wurde in seinem Geländewagen mit einer Kopfwunde und einer Pistole in der Hand entdeckt. Ein aus Belgrad angereistes Expertenteam soll die Todesursache erst ab Mittwoch untersuchen. Nur wenige Stunden vor der Bekanntgabe des Todes des früheren Innenministers sprach der serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic von Drohungen, die gegen Ermittler ausgesprochen worden sein sollen, die sich mit der Aufklärung der Machenschaften des früheren Regimes befassen. In der Nacht auf Dienstag wurde im Belgrader Stadtzentrum ein Auto des DOS-Spitzenvertreters Cedo Jovanovic in die Luft gejagt. "Einige Interessengruppen fühlen sich offenbar gefährdet. Es ist unser Ziel, sie zu zerschlagen", kommentierte Djindjic. (APA)