Heidelberg/Cincinatti - Kinder, die unter Migräne leiden, können ihre Attacken mit Entspannungsübungen und Biofeedback besser in den Griff bekommen. Das zeigt eine aktuelle Studie von Wissenschaftern des Cincinatti Children's Medical Center, die in der Fachzeitschrift Neurology veröffentlicht wurde. Im Rahmen eines Programmes, bei dem Techniken der Muskelentspannung trainiert wurden, ließ sich die Zahl der Migräne-Tage bei den im Schnitt elf Jahre alten Kindern von 12,9 pro Monat auf unter zehn senken. Die Dauer der Anfälle verringerte sich von 6,9 auf 5,2 Stunden, auch die Intensität der Attacken nahm deutlich ab. Zwei Drittel aller Migräne-Patienten leiden schon seit der Kindheit an den anfallsartigen Kopfschmerzattacken, berichtet der Neuropädiater Michael Überall von der Universitätsklinik in Erlangen, Bayern, in der deutschen Ärzte Zeitung. Trotzdem würden Kopfschmerzen bei Kindern selbst von vielen Ärzten nicht ausreichend ernst genommen und häufig als weniger schwer als jene von Erwachsenen eingestuft, meint Überall. Eine Fehleinschätzung, die eine große Zahl von Kindern unnötig leiden lasse: Eine aktuelle Studie der Universität Göttingen zeigt, dass insgesamt über 52 Prozent der Schulkinder an Spannungskopfschmerz und zwölf Prozent an Migräne leiden. Die Diagnose wird mitunter dadurch erschwert, dass sich Migräne bei Kindern in manchen Punkten von jener Erwachsener unterscheiden, schreibt die Ärzte Zeitung.Andere Symptome Meist bleiben bei Kindern die Anfälle nicht auf eine Seite des Kopfes beschränkt. Die Attacken sind auch kürzer als bei Erwachsenen, werden aber üblicherweise von Übelkeit, Bauchschmerzen und Erbrechen begleitet. Aber auch von Herzrasen, Blässe, Hautrötung, Durst, Appetit, Harndrang, Müdigkeit und Fieber. Kinder mit Migräne sollten bereits bei der Diagnose mit einbezogen werden, indem sie angeregt werden, ein Kopfschmerztagebuch zu führen, empfiehlt Überall. Bereits die Beschäftigung damit könne bei manchen Kindern die Zahl der Anfälle verringern. Zudem lassen sich damit die Trigger, die Migräne auslösenden Faktoren, leichter aufspüren. Meist seien Stress und Lärm schuld, Sorgen in der Schule und seelische Anspannung. "Wenn ein Zwölfjähriger einen Tagesplan hat wie ein Manager, sollte man hier ansetzen", empfiehlt Überall. Wenn es mit der Vorbeugung nicht klappt, können bei akuten Attacken in leichteren Fällen schwache Schmerzmittel gegeben werden, schreibt die Ärzte Zeitung weiter. Bei Kindern, die jünger als zwölf sind, eher Paracetamol, bei älteren auch Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen. Bei sehr schweren Attacken können sich moderne Migräne-Medikamente aus der Gruppe der Triptane bewähren, Kinder würden auf die Anwendung in Form eines Nasensprays gut ansprechen. (hu, DER STANDARD, Print-Ausgabe 7. Februar 2001)