Natur
Die "schleichende Ölpest"
Pro Jahr sterben an der Nordseeküste Tausende Vögel - ganz ohne spektakuläre Tankerunglücke
Tönning - Trotz aller Bemühungen um saubere Meere sterben in der Deutschen Bucht noch immer mehrere tausend
Hochseevögel pro Jahr an Ölverschmutzung. Knapp die Hälfte der im Winter 1999/2000 an der deutschen Nordseeküste gefundenen toten
Vögel seien an der "schleichenden Ölpest" verendet, teilte das Nationalparkamt in Tönning (Kreis Nordfriesland) am Dienstag mit. Ursache
der Verölung sei die illegale Einleitung von Ölrückständen aus Schiffen auf hoher See: In rund 90 Prozent der Fälle seien solche
Treibstoffrückstände die Todesursache.
Ausgewertet wurden nach Aussage von Hendrik Brunckhorst vom Nationalparkamt insgesamt 679 Kontrollergebnisse entlang der gesamten
Küste. Wichtige Indikatoren für die Wissenschaftler sind den Angaben zufolge die Trottellummen, eine Vogelgattung: "Das ist die Art, die die
Situation auf See am besten widerspiegelt", erläuterte Brunckhorst. Der Anteil verölter Tiere an den tot gefundenen Trottellummen habe im
letzten Jahr bei rund 46 Prozent gelegen. Noch vor rund 20 Jahren seien es 80 Prozent gewesen, die Situation habe sich im Vergleich zu den
80er Jahren also verbessert.
Eine Ursache für diesen positiven Trend sei vermutlich die Einführung einer kostenlosen Ölentsorgung in deutschen Häfen, die allerdings
zwischenzeitlich wieder aufgegeben worden sei. Daneben habe es umweltpolitische Fortschritte gegeben: So wurde die Nordsee im August
1999 als Sondergebiet nach dem internationalen "MARPOL"- Abkommen ausgewiesen. Die Einleitung von Treibstoffrückständen sei seitdem
ohne Einschränkung verboten. (APA/dpa)