Nach dem drohenden Flop der Sendung "Girlscamp" sieht der Sender SAT.1 den Boom von Reality-Shows am Ende. "Wir sehen die Zukunft ganz klar nicht in Real-Life-Formaten", räumte SAT.1- Sprecherin Kristina Faßler in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" ein. "Im Moment denken wir nicht mal im Ansatz über eine zweite 'Girlscamp'-Staffel nach." Die deutschen Medienwächter haben unterdessen den Trend zur Sexualisierung bei "Girlscamp" und Co. kritisiert. Im Interesse der Quote "Programmverantwortliche, die platten Sexismus im Interesse der Quote billigend in Kauf nehmen, müssen sich fragen lassen, welcher Art von Programmverantwortung sie sich noch verpflichtet fühlen", sagte der Vorsitzende der Direktorenkonferenz der deutschen Landesmedienanstalten (DLM/Düsseldorf), Norbert Schneider, am Mittwoch nach einer Sitzung in Berlin. Grenzbereich Die "Reality Soaps" und "Psycho-Shows" befänden sich im Grenzbereich zur Verletzung der Menschenwürde, meinte Schneider. Die für die Privatsender zuständige DLM forderte eine breite öffentliche Diskussion über die jüngsten Sendungen von RTL, RTL II und SAT.1. Die Balance zwischen der wirtschaftlichen und publizistischen Legitimation, wie sie auch in den Programmstandards des Rundfunkstaatsvertrags und der Landesmediengesetze vermerkt ist, sei bei diesen Formaten erheblich gestört, meinten die Medienwächter. "Sauber durchkommen" Bei SAT.1 plant man nun ohnehin den Ausstieg aus der Real-Life-Schiene. "Wir glauben an eine Renaissance der Fiction", sagte Faßler. Es gehe jetzt nur noch darum, "sauber durchzukommen". Gegen Günther Jauchs RTL-Show "Wer wird Millionär?" "kommen wir sowieso nicht an", meinte die SAT.1.-Sprecherin. Die letzte Abendsendung von "Girlscamp" - zehn Single-Frauen leben sieben Wochen lang in einer Traumvilla auf einer Kanareninsel und erhalten wöchentlichen Männerbesuch - hatten am Montag lediglich 1,67 Millionen (Marktanteil: 4,9 Prozent) gesehen. In der für die Werbung wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen waren es nur 1,13 Millionen (7,8 Prozent) gewesen. "Das ist auf keinen Fall ausreichend", sagte ein SAT.1-Sprecher am Mittwoch. (APA/dpa)