Wien - Im Gegensatz zu den USA scheuen hierzulande viele Verbraucher davor zurück, bei einer Shoppingtour im Web mit Kreditkarte zu bezahlen. Dennoch beobachten die Kreditkartenunternehmen eine Zunahme von Missbrauch. "Die Reklamationshäufigkeit bei einer Zahlung im Internet ist um das Dreifache höher als bei einer normalen Zahlungstransaktion", sagt Walter Bödenauer, Produktmanager bei Mastercard. Laut Untersuchungen in Deutschland ist dafür die Aufklärungsquote auch höher als bei konventionellen Geschäften: Sie liegt bei etwa 90 Prozent. Bödenauer empfiehlt, eher dort mit Kreditkarte einzukaufen, wo ein System angeboten wird, mit dem die Kreditkartennummer verschlüsselt übertragen wird. Allerdings, gibt er zu, haben diese Systeme - die Kreditkartenunternehmen setzen hierzulande auf SET, Security Electronic Transaction, derzeit nur eine geringe Verbreitung. Dabei hat ein Webeinkauf mit Kreditkarte für den Konsumenten viele Vorteile, weiß Konsumentenschützer Max Reuter. "Der Kunde kann bei seinem Kreditkarteninstitut ja innerhalb von einer gewissen Frist, meist binnen 14 Tagen, reklamieren, wenn mit seinen Abrechnungen etwas nicht stimmt." Sicherheitslücke Vielfach liegt die Sicherheitslücke nicht beim Bestellvorgang selbst, sondern bei den Unternehmen, die Online-Angebote haben. Paul Srna, ebenfalls vom Konsumentenschutz: "Wenn Kundendaten samt Kreditkartennummer ungesichert auf einem Server liegen, können sich Hacker oder ein Mitarbeiter relativ einfach bedienen. Ein Betrüger muss da erst gar nicht mühsam E-Mails abfangen". Eine besondere Gefahr sieht Reuter in Online-Auktionen, insbesondere mit ausländischen, unbekannten Anbietern, wo also eine gesetzliche Gewährleistung nur schwer einzufordern ist. Und Bödenauer warnt vor Gratisangeboten, sehr oft im Erotikbereich: "Unter dem Vorwand, das Alter überprüfen zu müssen, wird da die Kreditkartennummer verlangt. Davor kann man nur warnen."

Für die Kartenunternehmen ist das Volumen, das mit Zahlungstransaktionen im Web gemacht wird, noch sehr gering: Lediglich zwei bis drei Prozent des gesamten Umsatzes werden über einen Online-Versandhandel getätigt. Mehrheitlich wird der E-Commerce über gewöhnliche Nachnahme abgewickelt - was allerdings nur bei Anbietern in Europa möglich ist. Wenn unbedingt eine Nummer verlangt wird, sollte man diese sicherheitshalber mittels Fax bekannt geben. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Printausgabe 8.2.2001)