Wien - Soziale Status und Bildungsstand sind wichtige Indikatoren für den Gesundheitszustand der Bevölkerung. Das betonte die Wiener Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann (S) am Donnerstag bei der Präsentation des Wiener Gesundheitsberichts 2000. So ist laut Pittermann in Bezirken mit "eher ungünstiger Sozialstruktur" - Favoriten, Simmering, Meidling, Brigittenau, Floridsdorf, bei Männern auch Rudolfsheim-Fünfhaus - eine erhöhte Krebssterblichkeit festzustellen. "Bei Menschen, die nur einen Pflichtschulabschluss haben, ist die Lebenserwartung geringer", sagte Pittermann. Die erhöhte Arbeitslosenquote in den niedrigen Sozialschichten führe zu einem verstärkten Auftreten von psychosomatischen Erkrankungen. Darüber hinaus werde mehr geraucht und, so Pittermann, "wer ein geringes Einkommen hat, kann sich auch keine gesunde Ernährung leisten". Herz-Kreislauferkrankungen häufigste Todesursache Große Veränderungen im Gesundheitszustand der Wiener sind nach Angaben der Gesundheitsstadträtin gegenüber den vergangenen Jahren nicht zu orten. Die Lebenserwartung der Frauen lag 1999 bei 80,1 Jahren (1998: 80,3), Männer können mit 74,3 Jahren (1998: 73,7) rechnen. Allerdings, so Pittermann: "Die Kurve der Lebenserwartung der Frauen beginnt sich abzuflachen." Dies habe unter anderem damit zu tun, dass immer mehr Frauen zur Zigarette greifen: Laut einer internationalen Studie rauchen in Österreich 36 Prozent der 15-jährigen Mädchen zumindest einmal pro Woche, aber nur 30 Prozent der Burschen. Häufigste Todesursache bei den rund 17.983 im Jahr 1999 verstorbenen Wienern sind die Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit einem Anteil von 56 Prozent, dahinter folgen Krebserkrankungen (23 Prozent). Den Sterbefällen standen 15.157 Lebendgeborene gegenüber, was ein Minus von 2.826 in der Geburtenbilanz ergibt. Bei der Säuglingssterblichkeit wurde 1999 mit 5,1 Todesfällen pro 1.000 Lebendgeborenen der zweit niedrigste jemals in Wien erzielte Wert erreicht. Allergien und Asthma im Zunehmen Allergien und Asthmaerkrankungen sind im Zunehmen begriffen. Pittermann: "Das entspricht dem Trend in der gesamten zivilisierten Welt." Die Gesundheitsstadträtin sieht hier einen Zusammenhang mit dem Drang zu verstärkter Hygiene. So könnten Enzyme in Reinigungsmitteln möglicherweise Allergien auslösen. "Aber auch die psychische Komponente ist hier nicht auszuschließen", so Pittermann. Die Kinder in der Bundeshauptstadt weisen zu 46 Prozent Haltungsfehler auf. Für Pittermann steht das in Zusammenhang mit zu wenig Bewegung, zuviel Fernsehen und zu schweren Schultaschen. Bei den über 60-Jährigen schätzen mehr als die Hälfte ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut ein. Hauptproblem ist hier die Osteoporose, auch vom "Tabuthema" Harninkontinenz sind in Wien rund 180.000 Frauen und 29.000 Männer betroffen. (APA)