Interviewtermin mit Frau Kruschitz – die Tür ist offen, sie deutet mich herein, beendet noch rasch ein Telefonat. Legt auf, bittet noch um einen Augenblick Geduld, eilt aus der Tür. Kommt zurück, wird am Gang aufgehalten: "Hast Du schon die Unterlagen weitergeleitet? Bitte unbedingt noch heute." Tür zu, noch schnell ein Anruf am Handy: "Ruf mich zurück, wenn Du was weißt – die Assistentin, soll Dich gleich durchstellen." Meine Interviewpartnerin ist seit 4 Uhr 15 auf den Beinen. "Ich könnte derzeit vier Assistentinnen brauchen", sagt sie. "Ein Termin folgt dem anderen und dazwischen wollen noch hundert Leute was von mir." Als "outgesourcte" selbständige Personalentwicklerin ist sie viel in den Unternehmen, die sie betreut, tätig, arbeitet aber auch von zuhause aus. Bis zu zwei Wochen pro Monat leitet sie außerdem Seminare in ganz Österreich. Dann sieht ihr Tagesablauf anders aus, weil sie dann für zwei denken muss: "Meine zweieinhalbjährige Tochter ist mit der Oma immer dabei, wenn ich unterwegs bin. Da wird spätnachts oder ganz früh die Tasche gepackt (hauptsächlich mit Spielzeug ;-) im Auto dann die "Teletubbies"-CD eingelegt und es geht los. "Teletubbies?" – "Die Stimmfrequenzen nerven zwar, aber nach einer Zeit hört frau das nicht mehr - und pädagogisch sind sie nicht ganz wertlos", sagt sie grinsend. Oma und Kind sind in den Seminarablauf ganz mit eingebunden: "Während ich arbeite gehen die beiden spazieren und bei den Mahlzeiten sind sie wieder dabei." Für die Tochter und sie sei das eine sehr gute Lösung, trotz des vollen Terminkalenders viel Zeit miteinander verbringen zu können. Eingekauft wird im Hause Kruschitz mithilfe der modernen Technik: Die Liste für den monatlichen Großeinkauf geht per Fax an den Supermarkt – "Die haben dann aber wirklich jedesmal zu schleppen" – oder auch mal per Internet. Nur das Nötigste wird am Abend beim Heimfahren noch besorgt – in der Hoffnung, dass dann noch irgendein Supermarkt am Weg offen hat. Mensch sein – ob gleich oder ungleich Der Frage der Gleichberechtigung und was Frau sein für sie bedeutet steht sie sehr kritisch gegenüber: "Für mich heißt das zuerst: Was bedeutet Mensch sein und da gibt es eben Gleiche und Ungleiche. Bei der Gleichberechtigung kommt es immer darauf an, was frau daraus macht: Natürlich kann ich mir selbst einen Nagel einschlagen, aber wenn "Er" mir die Tür aufhält sage ich auch Danke." Ob sie ihre Seminare vor Männern oder Frauen abhalte spiele für sie keine Rolle: "Da sehe ich überhaupt keinen Unterschied." Auch nicht in der Akzeptanz?- "Ich sage, wenn ich mich vorstelle dazu, dass ich auch Einzelhandelskauffrau für Waffen und Munition bin – das ist eine Bremse für eventuelle schräge männliche Bemerkungen, weil dann jedeR weiß, dass ich aus einer Männerdomäne komme.“" Und welche Charaktereigenschaften haben ihr im Berufsleben bis jetzt am meisten genützt? - "Was mir sehr geholfen hat, waren meine Flexibilität, die Fähigkeit, aus negativen Situationen zu lernen, und eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein, gepaart mit Durchsetzungsvermögen." Das Selbstbewusstsein ist ihr quasi schon in die Wiege gelegt worden: "Ich komme aus einer Familie mit vielen starken Frauen. Ich bin mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass ich ein Ziel, das ich mir stecke auch erreichen kann. Dabei geht es nicht darum, die Dinge immer gleich richtig zu machen, sondern darum, die richtigen Dinge zu machen" Das ausführliche Interview mit Doris Kruschitz finden Sie hier: "Ich habe die Aufstiegsmöglichkeiten, die ich mir selber schaffe" Das Interview führte Isabella Lechner