Budapest - Der zurückgetretene ungarische Landwirtschaftsminister Jozsef Torgyan, zugleich Vorsitzender der rechts-populistischen Unabhängigen Kleinlandwirte-Partei (FKGP), hat am Freitag den Vorsitz der Parlamentsfraktion seiner Partei übernommen. Dies verlautete am Freitagabend nach einer Sitzung des FKGP-Präsidiums, auf der die Lage nach dem Rücktritt Torgyans vom Donnerstag erörtert wurde. Die Position Torgyans als Vorsitzendem der Kleinlandwirte-Partei, Juniorpartner in der Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban (Bund Junger Demokraten/FIDESZ), stand nicht zur Debatte. Torgyan war von Orban zur Aufgabe des Ministeramtes aufgefordert worden, nachdem die Polizei Vorermittlungen im Zusammenhang mit einer Bestechungsaffäre eingeleitet hatte, in die Torgyans Sohn Attila allem Anschein nach verwickelt ist. Gegenüber einem privaten Fernsehsender TV2 begründete Torgyan seinen Schritt damit, dass "die gegen mich und meine unschuldige Familie gerichtete unwürdige Hetzjagd bereits den Bestand der Koalition gefährdete". Eine Budapester Tageszeitung hatte vor zwei Wochen die Mitschnitte von vertraulichen Unterredungen veröffentlicht, die darauf schließen lassen, dass Torgyans Sohn Attila in einem Fall drei Millionen Forint (11.306 Euro/155.577 S) Bestechungsgeld empfangen hat. Als Nachfolger an der Spitze des Agrarressorts designierte Torgyan den bisherigen Parlaments-Vizepräsidenten Geza Gyimothy, der zu seinem engeren Vertrautenkreis zählt. Eine Gruppe von partei-internen Rebellen, die auf eine Ablösung des skandalumwitterten FGKP-Chefs dringen, hat keinen Einfluss auf das Präsidium oder andere entscheidungsbefugte Parteigremien. (APA/dpa)