Washington - Menschen schleppen unzählige Bakterien mit sich herum, allein im Darm sitzen etwa so viele, wie der Körper Zellen hat. Aber sie sitzen nicht einfach da, sie modellieren ihre Gastgeber zu deren Nutzen: Darmbakterien steuern eine Vielzahl menschlicher Gene so, dass die Nahrungsaufnahme gefördert wird: Fett wird besser verwertet, die Darmwand stärker durchblutet, die Abwehr von Giften gestärkt. Das legen zumindest Versuche an keimfreien Mäusen nahe, die von US-Forschern mit Bacteroides thetaiotaomicron ausgestattet wurden, einem normalen Mitglied der bakteriellen Darmflora. Daraufhin veränderten viele Gene ihre Aktivität, und der Metabolismus (Stoffwechsel) des Darms wird umgestellt. Die Bakterien aktivieren Gene, die generell den Transport durch die Darmwand erhöhen und insbesondere die Verwertung von Fett verbessern. Aber sie sorgen auch dafür, dass nicht alles und jedes durch die Wand kommt: Sie steigern die Produktion menschlicher Enzyme, die im Darm Gifte der Nahrung abbauen. Und sie stärken die Wand selbst, lassen neue Blutgefäße wachsen, sind offenbar an der ganzen Entwicklung des Darms beteiligt. Im nächsten Schritt will man das Zusammenspiel ganzer Bakteriengemeinschaften und mögliche gegenläufige Steuerungen von Bakterien durch Menschen analysieren. (jl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9. 2. 2001).