Jerusalem - Der israelische Ex-Ministerpräsident und frühere Vorsitzende der Arbeiterpartei, Shimon Peres, hat sich für die Bildung einer vom Wahlsieger, Likud-Chef Ariel Sharon, geleiteten "Regierung der nationalen Einheit" ausgesprochen. Vorausgesetzt, dass eine solche Regierung den Friedensprozess mit den Palästinensern fortsetze, sei sie unter den derzeitigen Bedingungen die "beste Lösung", sagte der Friedensnobelpreisträger und noch amtierende Minister für regionale Zusammenarbeit am Freitag im israelischen Rundfunk. Im Laufe des Tages war ein erstes Treffen zwischen Sharon und dem abgewählten Ministerpräsidenten Ehud Barak, der den Vorsitz der Arbeiterpartei zurückgelegt hat, nach der Wahl vom Dienstag vorgesehen. Der Likud-Block und die Arbeiterpartei hatten bereits am Donnerstag Sondierungsgespräche aufgenommen. Die Arbeiterpartei ist bezüglich einer Regierungsbeteiligung gespalten: Der rechte Flügel tritt dafür ein, damit Sharon nicht zur "Geisel der Ultrarechten" werde. Die "Tauben" um den scheidenden Außenminister Shlomo Ben-Ami wollen dagegen in der Opposition an Profil gewinnen. Sharon will Barak als Verteidigungsminister Sharon will die Arbeiterpartei unbedingt in die Regierungsverantwortung einbinden und ist auch bereit, ihr einige Schlüsselressorts zu überlassen. Er bot Barak den Posten des Verteidigungsministers an. Barak hat seinerseits deutlich gemacht, dass die bisher erzielten Fortschritte bei den Verhandlungen mit den Palästinensern für Sharon nicht bindend seien. Nach einem Telefongespräch mit dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton am späten Donnerstagabend ließ Barak erklären, die im Vorjahr in Camp David erzielten Annäherungen könnten nicht Basis für Verhandlungen zwischen der neuen israelischen Regierung und der palästinensischen Führung sein. Auch die von Clinton gemachten Kompromissvorschläge seien nicht länger gültig. Die palästinensische Seite hatte am Donnerstag erneut verlangt, dass die bisher erzielten Ergebnisse als Grundlage für neue Verhandlungen dienen. Barak meinte jedoch, beide Seiten hätten vor Aufnahme der Verhandlungen vereinbart, nach dem "Alles-oder-nichts"-Prinzip zu verhandeln. Da die Gespräche am Ende kein Resultat gebracht hätten, seien die von seiner Regierung gemachten Zusagen nicht bindend für seinen Nachfolger Sharon. (APA/dpa)