Washington - Die US-Wirtschaft wächst nach den Worten von US-Finanzminister Paul O'Neill derzeit nicht oder nur sehr langsam. "Momentan stimme ich mit Notenbankchef Alan Greenspan überein. Ich habe mir die Daten mit Alan angesehen und glaube, wir bewegen uns derzeit um ein Nullwachstum - ich würde sagen, irgendwo zwischen minus 0,5 und plus 0,5 Prozent", sagte O'Neill dem US-Fernsehsender PBS. Dennoch äußerte er sich optimistisch über die Zukunftsaussichten der US-Wirtschaft. Durch die Technologierevolution werde mehr Geld in die Regierungskasse gespült als derzeit prognostiziert. Die Konjunktur stehe an der Schwelle eines "goldenen Zeitalters" des Wohlstands. Steuersenkungen Die von der US-Regierung geplanten Steuersenkungen würden die wirtschaftliche Stimmung verbessern und könnten auch eine zu starke Abkühlung verhindern, sagte O'Neill weiter. Dies sei jedoch nicht der Hauptgrund für die Steuersenkungen, die bereits in Boom-Zeiten geplant worden seien. US-Präsident George Bush hatte vor den Äußerungen O'Neills die Steuersenkungspläne im Kongress vorgestellt. Auch Bush sprach dabei von Warnzeichen hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung und sagte: "Meine Steuersenkungspläne werden alle Steuerzahler entlasten, was unserer Wirtschaft wieder auf die Beine helfen wird." Der US-Präsident äußerte sich zudem zuversichtlich, dass auch niedrigere Leitzinsen mit Sicherheit der US-Wirtschaft wieder helfen würden. "Ihre Wirkung muss aber durch Steuererleichterungen verstärkt werden", fügte er hinzu. Darüber hinaus unterstütze er die im Kongress diskutierten Pläne, die Steuersenkungen bereits rückwirkend zum 1. Jänner in Kraft treten zu lassen. Bush plant, in den kommenden zehn Jahren die US-Bürger um insgesamt 1,6 Billionen Dollar (1716 Mrd. EURO/ 23.618 Mrd. S) steuerlich zu entlasten.

In Österreich geht Bank-Austria-Volkswirt Stefan Bruckbauer von einer sehr schwachen, aber nicht rezessiven US-Konjunktur aus. Die Wirtschaft in Euroland sei gegen eine temporäre Abschwächung der US-Wirtschaft geschützt, eine anhaltende Schwäche würde sie jedoch stark treffen. (Reuters/APA)