Jiri Balvin, der 46-jährige neue interimistische Intendant des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen (CT), ist ein erfahrener TV-Fachmann. Mehr als 25 Jahre arbeitete er im ehemaligen Tschechoslowakischen Fernsehen - zunächst als Szene- und Produktions-Assistent der Musikredaktion. Nach dem Studium an der Prager Filmakademie wurde er in dieser Redaktion zum Chef des Produktionsstabes. Seit Juli 1999 arbeitete er als Produktionsdirektor der Tschechischen Unabhängigen Fernsehgesellschaft (CNTS), der früheren Service-Organisation des privaten Fernsehsenders "Nova". Schon 1998 war Balvin an der Funktion des CT-Chefs interessiert, allerdings setzte sich damals ein anderer Bewerber in dem Auswahlverfahren durch. Gerade weil Balvin jetzt seitens der Demokratischen Bürgerpartei (ODS) des Unterhauschefs Vaclav Klaus als geeigneter Kandidat für das Amt des CT-Intendanten betrachtet wurde, dementiert er enge Kontakte zu dieser Partei. "Nie, nie, nie habe ich als Medien-Berater für Ivan Langer, den ODS-Vizechef, gearbeitet", wehrt sich Balvin gegen entsprechende Behauptungen, die in jüngster Zeit in den Medien aufgetaucht sind. Balvin ging in den Kampf um den Sessel des CT-Interimchefs mit der Devise, er habe sich auf keiner von beiden Seiten des jüngsten Konflikts um CT engagiert. Die Fehler sieht er sowohl bei den streikenden CT-Redakteuren als auch bei der CT-Führung des umstrittenen, unterdessen zurückgetretenen CT-Chefs Jiri Hodac. "Die Redakteure haben gegen das Sendungs-Gesetz verstoßen und das Recht in die eigene Hand genommen. Das ist in der Demokratie nicht richtig", meinte Balvin. Was Hodacs CT-Führung angeht, so sei diese nicht im Stande gewesen, mit den aufständischen CT-Mitarbeitern zu kommunizieren, so Balvin. Dies habe zu schweren Fehlern geführt: zur Einstellung der Sendungen und zu den improvisierten Nachrichten-Sendungen der umstrittenen Nachrichtenchefin Jana Bobosikova. Das Schicksal der Journalisten auf beiden Seiten des Konflikts sieht aber der neue CT-Chef schon unterschiedlich: Einerseits fordert er die sofortige Beendigung des Streiks durch die CT-Mitarbeiter, andererseits will er auch keinen von ihnen entlassen. Allerdings erwartet er einen freiwilligen Rücktritt des bisherigen CT-Managements, das von Hodac ernannt worden war. "Wenn sie das nicht selbst machen, berufe ich sie ab", erklärte Balvin diese Woche beim Hearing der Kandidaten für das Amt des CT-Chefs im Medien-Ausschuss des Unterhauses. (APA)