Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Abwicklung grenzüberschreitender Massenzahlungen in der Euro-Zone als ineffizent und zu teuer kritisiert. Der Transfer von Überweisungen, Schecks, Lastschriften und Kartenzahlungen dauere länger und koste mehr als entsprechende Transaktionen im Inland, heißt es in dem am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichten Monatsbericht Februar. Die technischen Voraussetzungen für eine Automatisierung bei grenzüberschreitenden Massenzahlungen seien erfüllt, doch lasse die Umsetzung durch die Banken zu wünschen übrig. Die EZB fordert die Banken auf, Zahlungen in der Euro-Zone bis zur Einführung des Euro-Bargeldes 2002 zu den gleichen Konditionen wie Inlandszahlungen abzuwickeln. Andernfalls will sich die Notenbank möglicherweise selbst in die Abwicklung einschalten. "Bei Überweisungen ... ist die Effizenz im grenzüberschreitenden Verkehr verglichen mit dem Inlandsverkehr bemerkenswert gering", heißt es im Monatsbericht. So hätten die Gesamtkosten einer Überweisung über 100 Euro im November 1999 durchschnittlich 17,10 Euro (235,3 S) betragen. Die Kosten für Inlandsüberweisungen lägen dagegen selten über 0,20 Euro. "Die Hauptursachen für die derzeit unbefriedigende Situation liegen in der internen Organisation der Banken und der Kommunikationsschnittstelle mit den Kunden", schreibt die EZB, die das schon früher kritisiert hatte. Ein Großteil der Kosten sei auf nicht standardisierte Kundenschnittstellen sowie einen geringen Automationsgrad bei den internen Systemen und Verfahren der Banken zurückzuführen. Die Abwicklung sei inzwischen schneller geworden, teilte die EZB mit. Eine Transaktion dauere durchschnittlich dreieinhalb Geschäftstage. Aber 4,41 Prozent der Transaktionen benötigten immer noch sieben Geschäftstage oder länger. Durch den Euro entsteht ein "inländisches Zahlungsgebiet" Beim Zahlungsverkehr zwischen den Banken gebe es durch das Abwicklungssystem Target bereits ein weitgehend einheitliches Zahlungsgebiet in der Euro-Zone. Auch bei Barzahlungen von Privatpersonen werde sich die Euro-Zone durch die Einführung des Euro-Bargeldes im kommenden Jahr zu einem "inländischen Zahlungsgebiet" entwickeln. Den Massenzahlungen hätten die Banken dagegen bei der Euro-Umstellung bisher nicht genug Aufmerksamkeit gewidmet. Die EZB fordert von den Banken unter anderem, dass bis zum 1. Jänner 2002 verbesserte Systeme und Dienstleistungen zur Verfügung stehen. Die Preise müssten deutlich sinken und die Abwicklungszeiten im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr sich denen von Indlandszahlungen angleichen. Es solle darüber hinaus der Standard gelten, dass die Entgelte für Überweisungen ausschließlich vom Auftraggeber der Zahlung zu tragen seien. Die bisher gängige "doppelte Entgeltbelastung" müsse aufgegeben werden. (APA/Reuters)