Bogota - Die Machete am Gürtel und die khaki-farbene Drillich-Uniform gehören ebenso zu Manuel Marulandas Erscheinungsbild wie der finstere Blick und die Adlernase im sonnengegerbtem Gesicht. Auf der Schulter trägt der Chef der größten Rebellenorganisation in Kolumbien stets ein gelbes Tuch, um sich den Schweiß abzuwischen, den ihm das trockene und heiße Klima in der entmilitarisierten Zone im Süden des Landes auf die Stirn treibt.
Seinen Schweiß könnte der alte Krieger in Zukunft für den Frieden vergießen: Seit Donnerstag feilscht der Gründer der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) mit Präsident Andres Pastrana um die Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen, die den seit 37 Jahren andauernden Bürgerkrieg in Kolumbien beenden sollen.
Der älteste Guerillero der Welt
Marulanda gilt mit seinen über 70 Jahren als der älteste noch aktive Guerillero der Welt. In Kolumbien ist der unter dem Spitznamen "Tirofijo" ("sicherer Schuss") bekannte Kämpfer bereits Legende. Er entscheidet nach Ansicht vieler Kolumbianer über Krieg oder Frieden in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land. "Tirofijo" begann seine Karriere als Untergrundkämpfer im Alter von 20 Jahren, nachdem mehrere seiner Angehörigen im Kugelhagel rechtsgerichteter Milizen starben. In der Provinz Quindio tauchte er ab, um später zusammen mit 14 Cousins eine Untergrundorganisation zu gründen. Auch heute als alter Mann lässt der ehemalige Bauer nicht vom Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit ab. Mehr als 130.000 Menschen starben, seit sich linksgerichtete Guerilleros, rechten Paramilitärs und Armee in Kolumbien bekriegen.
Marulandas bäuerlich geprägte FARC-Guerilla kämpft in erster Linie für eine Agrarreform in einem Land mit krassen sozialen Unterschieden. Mit 16.500 Kämpfern ist die 1964 gegründete linksgerichtete Guerillaorganisation die größte Rebellengruppe des südamerikanischen Landes. Durch seine autoritäre Ausstrahlung und sein strategisches Gespür schaffte es Marulanda, sich über Jahrzehnte an der Spitze der Guerillaorganisation zu behaupten. Über das Privatleben von "Tirofijo" ist wenig bekannt - außer, dass er zahlreiche Kinder zeugte. Eine seiner Töchter, Olga Marin, ist Sprecherin der FARC. (APA)