Wien - Das Herz freut’s und der Seele tut’s gut, für die Wirtschaft des Landes ist es aber nicht unbedingt von Vorteil, wenn Hermann Maier & Co. allzu oft auf dem Stockerl stehen. "Wenn es Daron Rahlves bei der Weltmeisterschaft in St. Anton nicht gegeben hätte, müsste man ihn nachträglich erfinden", sagen Werbestrategen. "Ein Amerikaner, der auf einem österreichischen Ski ein wichtiges Rennen gewinnt wie den Super-G bei der WM, ist fast unbezahlbar." Unbezahlbar deshalb, da nach dem Überraschungssieg von Rahlves das Interesse der Amerikaner an der WM und indirekt an Österreich in die Höhe geschossen ist. TV, Zeitungen und Magazine waren plötzlich voll mit Arlberg-Berichten. Milliarden Schillinge sind rund um die Weltmeisterschaft investiert worden in Hotels, Pensionen, neue Aufstiegsanlagen und die Verbesserung der Pisten. Die größte Investition in St. Anton tätigten aber die ÖBB. Mehr als zwei Milliarden Schilling wurden in die Verlegung der Gleise an den Ortsrand, die Verlängerung des Arlbergtunnels und die Errichtung eines neuen Bahnhofs gesteckt. Trauer und Trost Das tröstet auch manche Leute in St. Anton, die über schlecht ausgelastete Häuser und mangelnde Kaufbereitschaft der Skifans klagen (siehe Bericht unten). "Ohne WM hätten wir den neuen Bahnhof nie bekommen, zumindest nicht so schnell", heißt es im Nobelskiort. Die ganze Region wurde für die WM um satte 2,3 Milliarden Schilling herausgeputzt. 76 Millionen Schilling hat der Bund an Sportförderung für die WM springen lassen, eine ähnlich hohe Summe hat auch das Land Tirol zur Verfügung gestellt. Arthur Oberascher, Chef der Österreich Werbung (ÖW), spricht im Zusammenhang mit der Ski-WM von einer "Leuchtrakete, die unsere Imagewerte im Ausland deutlich verbessert. Wie bei ähnlichen Großveranstaltungen sportlicher oder kultureller Natur profitiere die Tourismuswirtschaft Österreichs insgesamt. Aber auch die Leute in St. Anton, die jetzt über mangelnde Auslastung klagten, könnten sich auf Folgegeschäfte freuen. "Viel ist investiert worden, und das wird sich dort in den kommenden Jahren in klingender Münze niederschlagen", sagte Oberascher dem Standard. Gewinner Skiindustrie Noch bevor Hermann Maier & Co. ihre Brettln am Arlberg angeschnallt haben, stand ein Sieger bereits fest: die Skiindustrie. Schon Wochen vor Beginn der WM in St. Anton meldeten Sportgeschäfte in ganz Österreich kräftige Verkaufszuwächse bei Brettln, Boards und Boots. Auch Sportaccessoires wie Brillen oder Helme gingen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Dabei hat die Wintersaison heuer schleppend begonnen. Schneemangel und warme Temperaturen bis in den Dezember hinein hatten die Kauflust der Kunden gebremst und den Sporthändlern die Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Doch mit dem Schnee und den Siegen der ÖSV-Läufer kamen auch die Umsätze. In Österreich könnten heuer knapp 700.000 Paar Ski über den Ladentisch gehen - nach knapp 600.000 im Vorjahr, zeigt sich die Branche optimistisch. Auch international ist der Ski wieder gefragt. Die Top Five der Branche, Rossignol, Atomic, Head, Salomon und Fischer, dürften in der laufenden Saison 3,4 Millionen Paar Skier losbringen. (DER STANDARD, Printausgabe 10.2.2001)