St. Anton - "Wir haben nicht erwartet, uns in 14 Tagen so zu bereichern, dass wir den Rest des Lebens nicht mehr arbeiten müssen." Für Adi Werner, der derzeit im Hospiz in St. Christoph die Präsidenten Russlands und Österreichs beherbergt, ist alles wie erwartet gelaufen, also "super". "Super" bedeutet, dass die Mindereinnahmen während der beiden WM-Wochen den kalkulierten Rahmen nicht überschritten haben. "Wir haben mit einem Einnahmenentfall von 30 bis 40 Millionen Schilling gerechnet", erklärt der Vorstand der Arlberger Bergbahnen Mario Stedile-Foradori. Etwa 40 Millionen weniger (2,9 Mio. Euro) als normalerweise in den beiden ersten Feberwochen würden nun herauskommen. Die Pisten und Aufstiegshilfen, in die zuletzt 300 Millionen Schilling (21,8 Mio. Euro) investiert worden sind, blieben "fast leer". Der Versuch, dies potenziellen Tagesgästen zu vermitteln, sei gescheitert, meint Stedile-Foradori. Tourismusdirektor Heinrich Wagner wartet mit einer differenzierten Bilanz auf, die ebenfalls im Bereich der Erwartungen liegt. In fast allen Betrieben von der Hotellerie über den Sportartikelhandel bis zur Skischule habe es Umsatzrückgänge gegeben. Leere Skischulen Am stärksten erwischte es die Skischulen, deren größte ein Minus von knapp fünf Millionen Schilling (363.000 Euro) beklagt. Die Hotels seien ausgelastet gewesen, allerdings aufgrund des hohen Bedarfs an Einzelzimmern nur mit 6500 statt mit 9000 Menschen belegt gewesen. Sehr gut verdient habe die Gastronomie, weiß Wagner. Vor allem in der zweiten WM-Woche mit teilweise zwei Skirennen am Tag, hätte der Besucheransturm alle Erwartungen übertroffen. Man hätte mit "bestenfalls" 150.000 Rennbesuchern gerechnet, einschließlich des Herren-Slaloms vom Samstag würden es nun etwa 250.000. Schwierig sei der Werbewert für St. Anton zu bewerten, sind sich Werner, Stedile-Foradori und Wagner einig. Die internationale Berichterstattung über den Ort wurde von einer Agentur bereits für das Vorjahr mit 350 Millionen Schilling (25,4 Mio [*]) beziffert. "Heuer ist das mindestens das Doppelte", meint Wagner und fügt einschränkend hinzu: "Aber das ist nicht direkt in Erfolge umsetzbar." Stedile-Foradori relativiert auch den Werbewert der Goldmedaille von Daron Rahlves auf dem US-Markt, weil St. Anton dort ohnehin "zu den drei bekanntesten Skiorten zählt". Wagner hofft, dass die St. Antoner nach den "fröhlichen und friedlichen Spielen" auf dem Boden bleiben und weiterhin auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis achten. Als nachhaltigste Wirkung für St. Anton wird im Ort ohnehin nicht der Werbeeffekt betrachtet, sondern die Investitionen in die Infrastruktur. Die Rechnung für Putin, Klestil und Gefolge zahlt übrigens die Republik Österreich. Er verrechne "Höflichkeitspreise", erklärt Werner. (hs, DER STANDARD, Printausgabe 10.2.2001)