Colmar - Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern ist ein homosexueller Pfarrer am Freitag im Elsass zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Der Pfarrer kann zudem erst nach frühestens zehn Jahren und acht Monaten mit Hafterleichterungen rechnen. Seine Bürgerrechte setzte das Gericht für die Dauer von zehn Jahren außer Kraft. Die Richter befanden den 37 Jahre alten katholischen Geistlichen für schuldig, mehrere Jahre lang mindestens sieben Jungen zwischen elf und 14 Jahren wiederholt vergewaltigt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von "15 bis 18 Jahren" gefordert. Als erschwerend bewertete das Gericht, dass der Pfarrer sich als Opfer Kinder aussuchte, die - etwa auf Grund familiärer Probleme - eine Vertrauensperson suchten. Einer der Betroffenen, ein heute 22-Jähriger, sagte aus, er habe in dem Geistlichen einen "Ersatzvater" gesucht. Bei der Verhandlung wurde auch Kritik an Verantwortlichen der Diözese Straßburg laut, die nicht eingriffen, obwohl es Hinweise auf die sexuellen Praktiken des Geistlichen gab. So wurde der Priester zwar von einem hohen Vertreter der Diözese über seinen Umgang mit den Kindern befragt; als dieser die Vorwürfe zurückwies, ließen es die Kirchenobrigen aber dabei bewenden und leiteten keine näheren Untersuchungen ein. Der als Zeuge zitierte Straßburger Erzbischof Joseph Doré sagte aus, er lehne es grundsätzlich ab, jemanden zu "denunzieren". Die Vergewaltigungen ereigneten sich in den Jahren von 1992 bis 1998 in mehreren elsässischen Gemeinden, wo der Pfarrer tätig war. Festgenommen wurde der Geistliche 1998 auf Grund der Hinweise eines seiner Opfer. Bei einer Durchsuchung des Pfarrhauses stellten die Fahnder damals unter anderem zahlreiche pornographische Kinderfotos sicher. (APA)