Teheran - Am Rande der offiziellen iranischen Feierlichkeiten zum 22. Jahrestag der islamischen Revolution ist es am Wochenende in Teheran zu politisch motivierten Krawallen und Zusammenstößen gekommen. Anhänger der konservativen Geistlichkeit lösten nach Augenzeugenberichten eine Versammlung von etwa hundert Studenten gewaltsam auf. Die Polizei habe eingegriffen und einen Teil der Studenten mit der Begründung festgenommen, ihre Demonstration sei nicht behördlich genehmigt gewesen. Bereits am Freitag hatten Sicherheitskräfte und Revolutionswächter mit Warnschüssen, Tränengas und Schlagstöcken eine regimefeindliche Demonstration aufgelöst, an der im Norden der Hauptstadt rund 3000 Personen teilgenommen hatten. Augenzeugen berichteten, mindestens zwanzig jugendliche Kundgebungsteilnehmer seien verletzt, etwa hundert Demonstranten festgenommen worden. Die Zusammenstöße am Samstag ereigneten sich nach einer Rede des reformorientierten Staatspräsidenten Mohammad Khatami zum Jahrestag des Sturzes des Schah-Regimes. Khatami mahnte, mit den Reformbemühungen nicht nachzulassen. Die Regierung müsse den Wünschen des Volkes nachkommen. "Das Schlimmste wäre eine Frustration der Menschen." Auch eine "schlechte Darstellung von Religion nach außen" gefährde die Islamische Revolution. Widerstand gegen Schiiten-Herrschaft Die Schlägerei zwischen den Fundamentalisten und Anhängern von Heshmatollah Tabarsadi, dem Vorsitzenden der Oppositionspartei "Demokratische Volksfront", stand zwar nicht im Zusammenhang mit der Rede Khatamis, zeigte aber, dass es einen wachsenden Widerstand gegen die Herrschaft der schiitischen Geistlichen gibt. Die Polizei setzte Schlagstöcke ein, um die Gruppen auseinander zu treiben. Sie nahm mehr als 50 Anhänger Tabarsadis fest. Seit April des Vorjahres, als die iranische Justiz ihre Verbotskampagne gegen die liberal orientierte Presse in Gang setzte, sind mehr als zwanzig Publikationen verboten und zahlreiche Journalisten zu Geld- oder Freiheitsstrafen verurteilt worden. In Deutschland hat unterdessen die CDU die Zusage von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) für einen Iran-Besuch scharf kritisiert. "Jetzt Zusagen für einen solchen Besuch zu machen, ist ein schwerer Fehler", betonte der außenpolitische Sprecher der CDU und Bundestagsabgeordnete Friedbert Pflüger. Er sei für einen Dialog mit dem Iran, doch dürfe man nicht die "unerträglichen Schauprozesse" gegen iranische Demokraten übersehen. Pflüger verwies auf die hohen Haftstrafen vom Jänner gegen iranische Teilnehmer einer Konferenz der Böll-Stiftung in Berlin: "Da werden Menschen zu zehn Jahren Haft verurteilt - und Bundeskanzler und Außenminister verbeugen sich". Schröder hatte am Donnerstag eine Einladung nach Teheran angenommen, die ihm der iranische Außenminister Kamal Kharrazi überbracht hatte. Der Kanzler wies allerdings darauf hin, dass die Rahmenbedingungen gegeben sein müssten, damit ein solcher Besuch zu dem von beiden Seiten gewünschten Erfolg führen könne. (APA/dpa/AP/Reuters)