Salzburg - Pro und Contra eines von der Erwerbsarbeit entkoppelten existenzsichernden Grundeinkommens standen im Mittelpunkt einer zweitägigen Diskussionsveranstaltung zum Thema "Grundsicherung als Modell - geschlechter + sozial gerecht", die am Samstag im Salzburger Bildungshaus St. Virgil zu Ende ging. Während die Befürworter die sozialen Chancen und auch die Finanzierbarkeit eines solchen Modells sehen, warnten die Gegner hauptsächlich vor einem: der fehlenden Akzeptanz in der Gesellschaft. Man könne nicht die Erwerbstätigkeit von Einkommen loslösen, ohne gleichzeitig in der Gesellschaft das Bewusstsein für ein solches Modell zu schaffen, meinte etwa Salzburgs AMS-Chef Erwin Buchinger. Er zeigte sich eher skeptisch, dass die Gesellschaft ein von jeder Leistung unabhängig zu bezahlendes Sockeleinkommen für jedermann akzeptieren würde. Dass also jene, die arbeiten, tatsächlich damit einverstanden wären, über einen Teil ihrer Wertschöpfung dieses "Grundeinkommen für jedermann" - und damit auch Personen, die nicht arbeiten können oder wollen - zu finanzieren. Schmid: "Akzeptanz-Argument" unerträglich Gerade das im Zusammenhang mit Grundsicherungsmodellen vorgebrachte "Akzeptanz-Argument" empfindet Ex-Liberalen-Chefin Heide Schmidt jedoch als "zunehmend unerträglich". Akzeptanzfragen würden gerne "als Naturgesetze" gesehen, kritisierte die LIF-Gründerin, die sich vor allem von Politikern einen anderen Zugang wünschen würde: "Was ist es denn anderes als die Aufgabe der Politik Akzeptanz zu schaffen?" Doch anstatt für diese zu sorgen, werde den Leuten ja geradezu eingeredet, für dies und jenes gäbe es keine Akzeptanz. Luise Gubitzer vom Institut für Volkswirtschaft der Wirtschaftsuni Wien hält ein Grundsicherungsmodell, dem beispielsweise 8.000 Schilling sowie 2.000 Schilling an nichtausbezahlter Sozialversicherung zu Grunde liegen, für durchaus finanzierbar. Voraussetzung dafür allerdings wäre eine grundlegende Steuerreform: "Die Steuern müssen dort hin kommen, wo Vermögen entstehen" und das sei - wie nicht zuletzt sinkende Lohn- und steigende Besitzquoten zeigen - beispielsweise auf dem Aktienmarkt der Fall. Für Gubitzer birgt ein von der Erwerbsarbeit unabhängiges Grundeinkommen "mehr Chancen als Fallen". Die Frage, ob danach der Arbeitsmarkt noch funktionieren werde, könnte ihrer Meinung nach auch jetzt schon - ohne Grundsicherung - gestellt werden: "Derzeit funktioniert der Arbeitsmarkt nicht, weil sich ein Teil, die Frauen, wegen fehlender Alternativen zwangsweise verkaufen muss." Das, was von unserer Leistungsgesellschaft mit dem Begriff Arbeit verbunden werde - Identität, Integration, Bestätigung, Entfaltung der Fähigkeiten - fänden Frauen in ihren derzeitigen Jobs vielfach ohnehin nicht. Sowohl für Gubitzer als auch Schmidt könnte sich dies durch ein erwerbsloses Grundeinkommen ändern, gäbe es doch dadurch weniger Existenzangst, dafür aber mehr Wahl- und Entscheidungsfreiheit. (APA)