Berlin - Juliette Binoche (36), Oscar gekrönter Star aus "Der Englische Patient", verachtet oberflächliches Kino. "Ich liebe Filme, die etwas zu erzählen haben, die mich beim Drehen und das Publikum beim Ansehen Neues über das Leben entdecken lassen", sagte die in Paris, London und Los Angeles gleichermaßen viel beschäftigte Schauspielerin am Samstag in Berlin. Binoche stellte bei den 51. Internationalen Filmfestspielen in Berlin das von Lasse Hallström gedrehte romantische Märchen "Chocolat" vor. Sie verkörpert darin eine allein erziehende Mutter, die Ende der fünfziger Jahre eine französische Kleinstadt als Zuckerbäckerin zum Träumen verführt. "Träume sind enorm wichtig für uns alle, denn sie können uns den Weg zum eigenen Ich weisen", meinte Binoche. "Wir alle sind belastet durch Bildung, Vorurteile, Ängste. 'Chocolat' erzählt auf zauberhafte Weise von der Notwendigkeit, sich manchmal darüber hinweg zu setzen." Die ersten Kritiken, die aus Berlin zu "Chocolat" in die großen deutschen Tageszeitungen kamen, sahen freilich nichts Zauberhaftes in dem Film: Auf abgeschmackte Weise süßlich und sentimental sei er, und Binoches Präsenz darin genauso leblos. (Anm., red) Binoche gilt seit Filmerfolgen wie "Die Liebenden von Pont-Neuf", "Verhängnis" und "Drei Farben: Blau" als Weltstar. Die mit ihrer Familie in einem kleinen Ort in der Nähe von Paris lebende Schauspielerin will aber vor allem ihre zwei Kinder vor zu viel Rummel schützen: "Deshalb", erzählte Binoche, "bin ich sehr froh, dass meine Kinder auf eine ganz durchschnittliche Schule gehen, keine, die nur von Kindern von Stars besucht wird. Das ist mir sehr wichtig, denn ich möchte sie davor bewahren, sich von der Welt des schönen Scheins und der Illusionen verführen zu lassen." Der in "Chocolat" poetisch gefeierten Verführungskraft von süßem Naschwerk stimmt Binoche rückhatlos zu. Schmunzelnd erzählte sie: "Ich liebe Schokolade. Anders wäre es doch auch furchtbar. Menschen, die beim Anblick einer Praline nur an drohende Kalorien oder Begriffe wie Sünde denken, tun mir leid. Naschen, in Maßen natürlich, tut gut. Denn Genuss macht uns schön." (APA)