Islamabad/Herat - Die Nordallianz in Afghanistan, die von der in Kabul regierenden islamischen Taliban-Bewegung bekämpft wird, hat sich zu Friedensgesprächen bereit erklärt. In einem Brief an UNO-Generalsekretär Kofi Annan erklärte sich der von den Taliban vor fast fünf Jahren gestürzte Präsident Burhanuddin Rabbani bereit, den Krieg zu beenden und unter Leitung der UNO Gespräche mit den Taliban zu führen. Die Taliban-Kämpfer hatten Kabul 1996 erobert und die Regierungskräfte in den Norden verdrängt. Dort verteidigt sich die Nordallianz seitdem und hat gegenwärtig noch etwa fünf Prozent Afghanistans in der Hand. Flucht aus dem Norden Vor dem Bürgerkrieg sind Zehntausende von Afghanen sowohl ins benachbarte Pakistan geflohen als auch in Afghanistan selbst auf der Flucht. In Herat im Westen Afghanistans beispielsweise sind nach Angaben der UNO etwa 80.000 Menschen gestrandet. Sie leben unter schwierigsten Bedingungen. Am Samstag erhielten die unter Kälte und Hunger leidenden Menschen über eine Luftbrücke und per Lastwagen Decken und Zelte, Wasser und Nahrungsmittel. Bisher leben etwa drei Familien in einem Zelt. Verstärkt worden war die Fluchtbewegung durch eine anhaltende Dürre. Bei Frosttemperaturen von minus 25 Grad Ende Januar waren Hunderte von Menschen gestorben. Der niederländische UNO-Koordinator für Afghanistan, Erick de Mul, sagte dem Magazin "Der Spiegel", den Menschen um Herat gehe es extrem schlecht, es gebe kaum noch Hoffnung. Hier seien bereits 500 Menschen gestorben, 80.000 seien gefährdet, es grassierten Typhus und Tuberkulose. Zudem sitzen nach de Muls Angaben 10.000 Menschen auf Inseln im Grenzfluss Pjandsch zu Tadschikistan fest. Von Süden komme die UNO an diese Menschen nicht heran und die tadschikischen Behörden verhinderten "aus politischen Grunden, dass die Flüchtlingswelle zu ihnen nach Norden schwappt - sie haben Angst vor den Fundamentalisten", sagte de Mul und forderte weitere Spenden und Hilfsgelder für Afghanistan. (APA/Reuters)