Hamburg - Der globale Klimawandel bringt nach Ansicht von Experten vermehrt Stürme und Flusshochwasser. "Bei mehr Westwindlagen mit mehr Stürmen und Regen steigt auch die Überflutungsgefahr der Flüsse", betonte der Wissenschafter Mojib Latif vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie. "Auf jeden Fall wird es mehr Niederschlagsextreme mit richtig heftigem Regen geben", erklärte der Diplom-Meteorologe. Immer häufiger würden die Flüsse die Wassermassen nicht fassen können. Latif gilt als einer der führenden Klimaforscher in Deutschland. Nach seiner Ansicht ist der menschliche Einfluss auf den Klimawandel "ziemlich klar". Er beruft sich unter anderem auf den in diesem Jahr erscheinenden Bericht des Internationalen Gremiums für Klimaveränderungen (IPCC). Der von der UNO und der Weltorganisation für Meteorologie (IMO) alle vier bis fünf Jahre in Auftrag gegebene Bericht beschreibt in seiner neuesten Fassung den Zeitraum von 1990 bis 1999 als das wärmste Jahrzehnt seit 1.000 Jahren. Mit Beginn der Industrialisierung und besonders mit dem vermehrten Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) "geht die Kurve des Temperaturanstiegs steil nach oben", sagte Latif. Als direktes Ergebnis dieses Klimawandels habe die Dicke der Packeisflächen über den Polgebieten in den vergangenen 50 Jahren bereits um 50 Prozent abgenommen. Zudem sei ein Trend für eine Verringerung der Fläche erkennbar. "Hier kündigt sich eine ökologische Katastrophe an", sagte der Experte. Der natürliche Lebensraum für viele Tierarten werde vernichtet. "Im vergangenen Jahrhundert stieg die Durchschnittstemperatur um 0,6 bis 0,7 Grad, in den nächsten 100 Jahren wird sie sich wahrscheinlich um weitere drei Grad erhöhen", betonte der Klimaforscher. Als Folge daraus wird sich der Meeresspiegel um knapp einen halben Meter erhöhen. Nach einigen Klimamodellen sei sogar ein Anstieg um bis zu 88 Zentimeter möglich. "Damit wären flache Inselstaaten wie die Malediven oder Mikronesien in ihrer Existenz bedroht", meinte Latif. In Norddeutschland wäre eine weitere Erhöhung der Deiche erforderlich. Der Meteorologe kritisierte: "Arme Länder wie Bangladesch werden besonders unter katastrophalen Fluten leiden, während die Industrieländer als Hauptverursacher des CO2-Ausstoßes und damit des Klimawandels weniger betroffen sind". Latif zeigte sich skeptisch, dass die weitere Erderwärmung noch verhindert werden kann. "Es gibt noch kein verbindliches Abkommen zur Verringerung der Treibhausgase", kritisierte er: "Im vergangenen Jahr hat sich der CO2-Ausstoß in Deutschland sogar erhöht". Der Klimaforscher sagte: "Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die Industrie ihrer Selbstverpflichtung (zur Reduzierung des CO2- Ausstoßes) genügt". (APA/dpa)