Washington/London/Paris/Wien - Der Mensch hat weitaus weniger Gene als bisher angenommen - nur 26.000 bis 40.000 statt der ehemals bis zu mehr als 140.000 vermuteten. Dies hat die Analyse des internationalen Human-Genom-Projekts (HGP) über die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts ergeben. Craig Venter setzt die Zahl der Gene des Menschen zwischen rund 26.000 und 39.000 an (wahrscheinlich rund 30.000). Somit hat der Mensch nur um 13.000 mehr für die Produktion von Eiweißstoffen geeignete Erbgutbestandteile als die Fruchtfliege Drosophila melanogaster. Vor sechs Monaten waren die Wissenschaftler von 40.000 ausgegangen, sagte der HUGO-Projektsprecher für Deutschland, Jörg Wadzack, am Montag. Im vergangenen halben Jahr seien die vorhandenen Daten noch einmal durch den Computer gelaufen, verfeinert und von einem internationalen Gutachtergremium begutachtet worden. Aushilfsgene Nach Angaben von Wadzack könne jetzt präziser angegeben werden, dass nur zwei Prozent des menschlichen Genoms "aktiv" Proteine zur Steuerung der Körperfunktionen bildet. "Der Rest hat nur Hilfsfunktionen, ist 'leer' oder in seiner Funktion schlicht unbekannt", sagte Wadzack vom Wissenschaftlichen Koordinierungskomitee. Neu ist laut "Nature" auch die Erkenntnis, dass über 200 menschliche Gene denen von Bakterien und Viren gleichen. Die jetzt bekannten Gene werden durch lange Stränge offenbar bedeutungsloser Bausteine (DNA-Basenpaaren) unterbrochen. Selbst die Gene sind nicht einzigartig, sondern rund die Hälfte ist laut "Nature" eine Wiederholung. In einer einzigartigen PR-Aktion will das Magazin in seiner nächsten Ausgabe insgesamt 160 Seiten den neuesten Erkenntnissen der Genetik widmen, davon allein 60 Seiten für die Sequenzierung des Humangenoms. Das Gesamtgenom hat allerdings einen Umfang von 1.000 Büchern zu 100 Seiten und wird, wie Wadzack sagte, ständig im Internet aktualisiert. (APA)