Wien - Die Handelskette Zielpunkt hat in ihrem Ausbildungsprogramm ab heuer einen neuen Fixpunkt gesetzt, um den Lehrberuf Einzelhandelskaufmann attraktiver zu machen: Jeweils für zwei Wochen übernehmen Lehrlinge eine komplette Filiale, von der Leitung über den Einkauf bis hin zur Lagerwirtschaft. Dieses Projekt soll ab sofort zweimal pro Jahr über die Bühne gehen, sagt Sonja Janotka, Lehrlingsbeauftragte bei Zielpunkt dem S TANDARD . Einmal in Wien, einmal in den Bundesländern. Bereits zwei Filialen wurden in der Vergangenheit von den Lehrlingen geführt, im Sommer 2000 eine in Wien-Simmering, im Herbst eine in Fohnsdorf. Kunden, Management wie auch Aktionäre - Zielpunkt gehört zum deutschen Tengelmann-Konzern - zeigten sich vom Projekt begeistert, berichtet Janotka, daher sei es nun zu einem fixen Teil geworden. Basis Im Mai wird ein Markt in der Wiener Lerchenfelder Straße vorübergehend in Lehrlingshand genommen, im Herbst kommt ein Bundesland dran, die Steiermark oder Oberösterreich. Die Zielpunkt-Aktion ist hierzulande noch einzigartig. Zielpunkt-Marketingchef Christian Schett berichtet, man habe im Vorjahr 77 Lehrstellen zu vergeben gehabt, aber nur 38 besetzen können. "Es ist vor allem ein Qualitätsproblem", ergänzt Janotka, "von dreißig zu einem Bewerbungsgespräch Eingeladenen bleibt ein Drittel unentschuldigt fern." Heuer will Zielpunkt 101 Stellen besetzen, und hofft, mit den neuen Inhalten vermitteln zu können, dass ein Lehrberuf die Basis für eine Karriere in einem Handelskonzern sein kann. Auch andere Handelskonzerne haben Lehrlingsoffensiven laufen. Bei Adeg wurde unter dem Label "adeg4you" ein Prämiensystem für Lehrlinge installiert, eine ähnliche Aktion gibt es seit dem Vorjahr auch bei Spar, der Nummer zwei des Handels. Neben Prämien wird jenen, die die Berufsschule "mit Auszeichnung" abschließen, ein Führerscheinkurs bezahlt. Spar als einer der größten Arbeitgeber des Landes sucht heuer österreichweit rund tausend Lehrlinge. (szem, DER STANDARD, Printausgabe 12.2.2001)