London - Die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) hat der Volksrepublik China vorgeworfen, jedes Jahr Menschen zu Tode zu foltern. Die Folter sei in China nach wie vor weit verbreitet, kritisierte die Organisation in einem am Montag präsentierten Bericht. "Obwohl die Regierung zugesagt hat, Folter zu bekämpfen, werden nur selten Ermittlungen gegen die Verantwortlichen eingeleitet", sagte Dirk Pleiter, China-Experte der deutschen ai- Sektion. "Nur in Ausnahmefällen werden die Täter verurteilt." Gefoltert werde vielerorts: in Polizeistationen, Umerziehungslagern und Einrichtungen zum Drogenentzug. Nicht nur Oppositionelle gehörten zu den Opfern. So sei der 30-jährige Bauer Zhou Jianxiong im Mai 1998 an den Füßen aufgehängt, mit Knüppeln geschlagen und mit Zigaretten und glühenden Eisen verbrannt worden, weil er nicht verraten wollte, wo sich seine Frau aufhielt. Die Behörden hätten sie im Verdacht gehabt, unerlaubt schwanger zu sein. Der Mann sei an den Folgen der Folter gestorben. Auch mutmaßliche Ladendiebe sollen nach chinesischen Presseberichten misshandelt und sogar umgebracht worden sein. Frauen, die im Verdacht der Prostitution stünden, würden in vielen Fällen gefoltert und sexuell misshandelt. Die Polizei könne sie und ihre Kunden für zwei Jahre ins "Umerziehungslager" schicken. Zu den Tätern gehörten außer den Mitarbeitern von Sicherheitsdiensten auch Richter, Dorfvorsteher und Finanzbeamte. "Die Regierung hat schon vor einigen Jahren eingestanden, dass Folter ein ernsthaftes Problem ist, aber bisher wenig dagegen getan. Es wird Zeit, dass die Regierung Folter wirksam bekämpft", forderte Pleiter. Allerdings gebe es auch erfreuliche Entwicklungen: Die Medien spielten in zunehmendem Maße eine positive Rolle bei der Aufdeckung von Folterfällen. (APA)