Wien - Bei den beiden österreichischen Stahlkonzernen Böhler-Uddeholm und Voest-Alpine Stahl (VA Stahl) gibt es vor dem Hintergrund der Debatten rund um die Privatisierungspolitik der Staatsholding ÖIAG Initiativen, um den Bestand der Betriebe in Österreich zu sichern, berichtet die Tageszeitung "Die Presse" in ihrer Wochenendausgabe. Während bei Böhler für die Übernahme eine Kombination aus Unternehmensleitung und Finanzinvestoren präferiert werde, stehe beim Linzer VA Stahl-Konzern eine Kombination aus Mitarbeiter- und Managementbeteiligung zur Diskussion. Dem Bericht zu Folge gibt es bei Böhler dem Vernehmen nach Gespräche über ein Buy-Out von Konzernchef Claus Raidl im Bund mit Finanzinvestoren. Mehrere österreichische Banken und Venture Fonds sollen an Konzepten für die Transaktion basteln, schreibt das Wiener Blatt unter Berufung auf gut informierte Kreise. Auch private Interessenten wie Hannes Androsch hätten bereits angeklopft. Raidl selbst habe bisher nur bestätigt, dass man sich über die künftige Eigentümerstruktur Gedanken mache. Implikationen des Übernahmegesetzes auf ein Buy-Out Gesicherten Informationen zufolge habe Raidl schon die Expertise eines namhaften Wiener Rechtsgelehrten eingeholt, die sich mit den Implikationen des Übernahmegesetzes auf ein Buy-Out befasst, heißt es in dem Bericht weiter. Demnach müsste ein Pflichtangebot an alle Aktionäre gelegt werden, weil die ÖIAG mit ihren 25-Prozent-Anteil an Böhler-Uddeholm bisher bei der Hauptversammlung bestimmenden Einfluss gehabt habe - für den Käufer des Pakets also das gleiche gelten würde. Raidl & Co müssten somit annähernd acht Mrd. S (581 Mill. Euro) locker machen. In der VA Stahl könnte die künftige Eigentümerstruktur in einem Zuge mit der geplanten Mitarbeiterbeteiligung fixiert werden. Die Belegschaft habe mit der Konzernführung vereinbart, Aktien gegen einen Lohnverzicht einzutauschen. "Die Manager sind sicher auch drinnen", zitiert die "Presse" Fritz Sulzbacher, den Chef des Angestelltenbetriebsrats der VA Stahl AG. Konzern-Sprecher Wilhelm Nitterl bestätigt laut "Presse" zwar Pläne über eine Beteiligung der Führungskräfte, über ein Syndikat dieser Anteile mit jenen der Mitarbeiter könne derzeit aber noch nichts gesagt werden. Österreichischer Kernaktionär könnten entstehen Den Angaben Sulzbachers zufolge könnten zu Management und Belegschaft noch Finanzinvestoren stoßen. So halte etwa die Oberbank bereits jetzt mehr als fünf Prozent der Aktien der VA Stahl. Würden die Beteiligungen syndiziert, entstünde ein österreichischer Kernaktionär. Ziel solcher Gruppierungen sei das Erreichen der Sperrminorität, also 25 Prozent plus einer Aktie, um ungewollte Entscheidungen abwenden zu können. Bei der Mitarbeiterbeteiligung müssten freilich noch einige Fragen geklärt werden. Grundsätzlich fixiert worden sei, dass die Belegschaft im Rahmen der Kollektivvertragsrunde auf einen Prozentpunkt an Lohnerhöhung verzichte. Die Voest, die eigene Aktien bereits erworben hat, refundiert den Mitarbeitern den Kostenvorteil in Form von Wertpapieren, die dann in einer Stiftung verwaltet werden, schreibt die "Presse". Unterschiedliche Auffassungen gebe es über die Bewertung des Lohnverzichts sowie über den damit verbundenen Zinseffekt. 500 Millionen Schiling Ersparnis Voest-Chef Peter Strahammer hatte jüngst von 500 Mill. S gesprochen, die der Betrieb langfristig an Ersparnis einstreife. Weiters müsse noch ausverhandelt werden, welche Sonderrechte mit der Mitarbeiterbeteiligung verbunden sind. Bei der Herkunft der noch fehlenden Aktien gebe es laut Sulzbacher mehrere Möglichkeiten. So könnte man die Anteile der ÖIAG dem Miteigentümer VA Tech oder anderen Investoren abkaufen. Zu einem Pflichtangebot an den Streubesitz müsste es bei VA Stahl nicht notwendigerweise kommen, zumal die Gruppe um Führung und Mitarbeiter keine Kontrolle über den Konzern erlange, solange die ÖIAG Hauptaktionär bleibt. (APA)