Wien/Innsbruck - Hildegunde Piza schrieb Medizingeschichte, als ein Innsbrucker Team unter ihrer Leitung am 7. März 2000 dem Polizisten Theo Kelz zwei fremde Hände annähte. Und sie verstand es, die Öffentlichkeit in zahllosen Interviews verständlich über ihre Arbeit zu informieren. Für diese Kommunikationsbereitschaft in Verbindung mit ihrer wissenschaftlichen Leistung wurde die Universitätsprofessorin für Plastische und Wiederherstellungschirurgie am Montag in Wien vom Club der WissenschaftsjournalistInnen als erste Frau zur "Wissenschafterin des Jahres 2000" gewählt. Sichtbares Zeichen dafür ist - wenn man den Kopf in den Nacken legt - ab nun ein für Piza gebuchter und nach ihr benannter Stern. Bereits sieben solcher Gestirne tummeln sich am Himmel. Benannt sind sie etwa nach Experimentalphysiker Anton Zeilinger oder zuletzt Sozialforscher Christoph Badelt. Piza will ihren eigenen Stern "zum Nachdenken verwenden - über das Glück, in Zeiten zu leben, wo Ärzte noch Verantwortung übernehmen können". Die Auszeichnung nimmt sie nicht für sich allein entgegen, sondern für ihr ganzes Team und alle, "die mit Fleiß und Einsatz stur das Ziel verfolgt haben, der Wiederherstellungschirurgie zum Durchbruch zu verhelfen." Am Anfang habe es wenig Unterstützung gegeben, bis 1995 das Boltzmann-Institut für Qualitätssicherung in der Plastischen Chirurgie eingerichtet wurde, dessen Leitung Piza übernahm. Inzwischen steuert die Medizinerin, gefördert vom Wissenschaftsfonds FFF, in Kooperation mit einem Labor ihr nächstes Ziel an: Gewebe zu züchten. "In der Wiederherstellungschirurgie haben wir es ja ständig mit ,Löchern' zu tun", erklärt sie, "die wegen der Sepsisgefahr möglichst rasch geschlossen werden müssen." Bei der Haut sei das kein Problem mehr, das Züchten sei Routine. Jetzt wende man sich den Muskel- und Bindegewebszellen zu. Geforscht werde an Kaninchen- und Rattenzellen, doch wisse man bereits, "dass enervierte menschliche Muskelzellen extrem zum Wachsen tendieren. Innerhalb von drei Wochen hat man wahrscheinlich so viel, wie man braucht." Ob der verletzte Mensch allerdings warten kann, bis seine Zellen zu Muskeln herangewachsen sind, steht dahin. Die Chirurgin ist trotzdem voll Hoffnung: "1970 haben wir noch davon geträumt, eine Hand annähen zu können, 1974 haben wir es bereits geschafft. Und im Vorjahr haben wir zwei fremde Hände transplantiert - man muss einfach daran glauben." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13. 2. 2001).