Linz - Einen ungewöhnlichen Einblick in die Werkstatt und in die Arbeitsweise der Literatin Friederike Mayröcker bietet eine Ausstellung im Linzer Adalbert "StifterHaus" von 14. Februar bis 22. April. Unter dem Titel "Handgelenk und Kopfstation" werden Zettel und Zeichnungen gezeigt, die Mayröcker am Rande ihrer Schreibarbeit anfertigte. "Meine Zeichnungen und Bildgeschichten sind für mich unerhebliche Randbemerkungen, die meist nach oder während längerer Hauptarbeiten zur eigenen Überraschung und Freude erscheinen, sie sind vielleicht wie ein Ausruhen, Atemholen. Es sind Spontangedichte mit Bleistift oder Filzstift, Kritzeleien ohne jeglichen Formenreichtum und offenbaren wohl etwas von meinem (altgewordenen) Kindsein. Die Thematik ist eingeschränkt auf Alltagskummer, Identifikation mit Tieren, besonders Katzen und Hunden. Insgesamt sind meine Zeichnungen Spiele, die ich mit mir selber spiele, und genau das Gegenteil von meinen Texten", schildert die Autorin. Bei Mayröcker spielen Zettel eine wesentliche Rolle als Ausgangspunkt des Schreibens. Auf Blöcken und Blättern hält sie ihre Wahrnehmungs- und Empfindungsnotizen fest. In ihrer Wohnung wachsen sie zu Bergen. Papier stapelt sich in Körben, wird auf Wäscheleinen geklemmt und auf Styroporplatten montiert. Als Schreibunterlage dient alles, was sich gerade findet: Servietten, Pappteller, Kalender, Prospekte, Einladungskarten oder Briefe. Wobei der Autorin am Anfang noch nicht klar ist, wozu sie das Material sammelt. Erst im Schreiben kristallisieren sich thematische Fäden und eine Form heraus, die in den nachfolgenden Bearbeitungs- und Korrekturdurchgängen immer konsequenter verfolgt und entwickelt werden. Die Ausstellung zeigt Werkmaterialien zu dem Prosabuch "Reise durch die Nacht" und Zeichnungen Mayröckers aus mehreren Jahrzehnten. Sie präsentiert die Korrespondenzen zwischen dem literarischen Zettelwerk auf der einen Seite und den spontanen Bildnotaten auf der anderen. (APA)