Jerusalem - Die Chancen für eine "Regierung der nationalen Einheit" in Israel sind offenbar gestiegen. Der rechtskonservative Likud-Block des gewählten Ministerpräsidenten Ariel Sharon stimmte nach Angaben des Ex-Regierungschefs Shimon Peres mehreren Bedingungen der Arbeiterpartei hinsichtlich der Fortsetzung des Friedensprozesses mit den Palästinensern zu. Im Armeerundfunk sagte Peres am Montag, Likud unterstütze jetzt die Errichtung eines palästinensischen Staates und Kompromisse in Gebietsfragen. Die Frage sei allerdings, ob Sharon bereit sei, diese Punkte auch schriftlich in einer Koalitionsvereinbarung festzulegen, bemerkte der Friedensnobelpreisträger Peres. Vertreter der beiden Parteien wollten im Laufe des Tages zu weiteren Sondierungsgesprächen zusammenkommen. Peres, der als Außenminister im Gespräch ist, hatte am Sonntag die Chancen für eine große Koalition mit "50 zu 50" beurteilt. Der bisherige Justizminister Yossi Beilin, einer der Architekten der Oslo-Abkommen mit den Palästinensern, und weitere führende "Tauben" wollen im Fall einer Regierungsbeteiligung der Arbeiterpartei eine neue Partei gründen. Kommt die "Regierung der nationalen Einheit"? Nach Angaben von Peres hat Sharon der Arbeiterpartei zwei der drei Schlüsselressorts angeboten. Diese drei Ressorts sind das Außen-, das Verteidigungs- und das Finanzministerium. Die Arbeiterpartei hat ihre Beteiligung an einer "Regierung der nationalen Einheit" von der Fortsetzung des Nahost-Friedensprozesses abhängig gemacht und Sharon am Freitag zu einer ersten telefonischen Kontaktaufnahme mit dem palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat veranlasst. Empörung hat in den Reihen der Arbeiterpartei der am Sonntag im Ministerrat gefasste Beschluss hervorgerufen, die während der letzten Verhandlungsrunde mit den Palästinensern unterbreiteten US-Vorschläge für eine Nahost-Friedenslösung für null und nichtig zu erklären. Der Jerusalemer Bürgermeister Ehud Olmert, der das Verhandlungsteam des Likud-Blocks leitet, erklärte am Sonntag, es sei durchaus möglich, sich auf ein gemeinsames Regierungsprogramm zu einigen, denn auch Sharon sei "unter bestimmten Bedingungen" für einen palästinensischen Staat. Die Pläne des Likud-Chefs sehen einen entmilitarisierten Mini-Staat aus mehreren nicht zusammenhängenden Gebietsteilen auf lediglich 42 Prozent der Fläche des Westjordanlandes und weniger als zwei Drittel des Gaza-Streifens vor. (APA/AP)