Wien - In der Überabstimmung über ein neues Dienstrecht für Pflichtschullehrer haben sich österreichweit 73 Prozent für das "Jahresnormmodell" entschieden, das aufgrund von Gewerkschaftsvorschlägen entstanden war. Zur Wahl stand noch die im Budgetbegleitgesetz der Regierung vorgesehene Regelung. Darin war ein Stellenabbau vorgesehen. Die Lehrer haben sich damit de facto gegen Jobverluste, aber für leichte Lohnverzichte ausgesprochen. Das vom Bildungsressort erarbeitete (und auf Gewerkschaftsideen fußende) Modell gewährt höhere Arbeitsplatzsicherheit. Statt dem bisherigen "Pflichtstundenmodell", das 23 Unterrichtsstunden beinhaltet, wird ein Jahreszielwert von 1800 Stunden festgelegt, der auch außerunterrichtliche Tätigkeiten mit einbezieht. Einige Extra-Entlohnungen werden wegfallen. Ab jetzt gibt es dafür eine vierwöchige Begutachtungsfrist, während der die Standesvertreter noch einige "Ecken und Kanten abschleifen" wollen, wie Pflichtschullehrergewerkschafter Hermann Helm zum STANDARD meinte. Er wünscht sich unter anderem einen besseren Sozialplan für Lehrer, die das "Vorruhestandsmodell" in Anspruch nehmen sowie mehr Hilfen für die Erziehungsarbeit, die die Lehrer im Klassenzimmer zunehmend zu leisten haben. 82 Prozent Wahlbeteiligung Die Beteiligung an der Urabstimmung war mit knapp 82 Prozent hoch - das Ergebnis fiel bundesländerweise durchaus unterschiedlich aus. So haben 37 Prozent der Wiener Lehrer beide Modelle abgelehnt und für gewerkschaftliche Maßnahmen gestimmt, 58,6 Prozent stimmten für das Jahresnormmodell. Verhältnismäßig schwach war die Akzeptanz auch in der Steiermark (61 Prozent für das Jahresnormmodell) und in Oberösterreich (62 Prozent). Knapp 30 Prozent der OÖ-Pflichtschullehrer kreuzte keine der beiden Varianten an. In Kärnten hingegen stimmten 94 Prozent dafür. Einen Sonderstatus nimmt Vorarlberg ein. Dort wurde ein eigener Stimmzettel ausgegeben, der von der Gewerkschaft nicht anerkannt und daher auch nicht ausgewertet wurde. In Vorarlberg lehnten 90 Prozent der Lehrer beide Vorschläge ab. Besonders kritisch zeigte sich der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz. Er bezeichnete die Lehrer-Urabstimmung als "politische Farce". Die Lehrer-Gewerkschaft verstehe sich in Verkennung ihrer Aufgabe als Umsetzungsorgan für Regierungspläne. Helm weist die Kritik zurück und verbittet sich die Einmischung in "vereinsinterne Angelegenheiten". SPÖ-Bildungssprecher Dieter Antoni wertete das Abstimmungsergebnis als Beweis für große Verunsicherung bei den Lehrern. Er wünscht sich die Ausarbeitung eines Sozialplanes. Danach sollte die Urabstimmung wiederholt werden. Für die ÖVP hingegen ist das Abstimmungsergebnis zukunftsweisend. (DerStandard, Print-Ausgabe, 13.1.2001/mon)