Kairo - Der palästinensische Präsident Yasser Arafat ist am Montag in Kairo mit dem ägyptischen Staatschef Hosni Mubarak zu Beratungen zusammengetroffen. Im Zentrum der Gespräche stand der Beschluss der israelischen Regierung vom Sonntag, die während der letzen Verhandlungsrunde mit den Palästinensern unterbreiteten US-Vorschläge für eine Nahost-Friedenslösung für null und nichtig zu erklären. Ägypten und die Arabische Liga haben gegen diese Entscheidung des Kabinetts des scheidenden Premiers Ehud Barak protestiert. Arafat soll auch nach Syrien reisen. Wie Arafats Berater Nabil Abu Rudeina erklärte, gehe es Arafat und Mubarak darum, ihre "Positionen zu koordinieren". Die Palästinenser würden darauf bestehen, die Verhandlungen mit Israel dort fortzusetzen, wo sie im Jänner in Taba aufgehört haben. Israelis und Palästinenser hatten in dem ägyptischen Seebad über die vom früheren US-Präsidenten Bill Clinton ausgearbeiteten Kompromissvorschläge beraten. Die beiden Seiten hatten damals nach eigenen Angaben bedeutende Annäherungen in wichtigen Streitfragen erzielen können. Barak und sein gewählter Nachfolger Ariel Sharon hatten bei einem Treffen am Freitag jedoch übereinstimmend erklärt, dass die Vorschläge Clintons jetzt gegenstandslos seien. Die Clinton-Vorschläge sahen vor, dass ein palästinensischer Staat 95 Prozent des Westjordanlandes und den gesamten Gaza-Streifen umfassen soll. Die Palästinenser sollten die Oberhoheit über die islamischen Heiligtümer auf dem Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem erhalten, dafür aber auf den Rückkehranspruch ihrer knapp vier Millionen Flüchtlinge verzichten. Nach einer Sitzung des interministeriellen Komitees der Arabischen Liga in der jordanischen Hauptstadt Amman erklärte der ägyptische Außenminister Amr Mussa am Sonntag: "Wir wollen nicht zum Nullpunkt zurückkehren, und wir wollen auch nicht dazu gezwungen werden." Er fügte hinzu: "Jahrelang ist verhandelt worden. Das bisher Erzielte muss bewahrt werden". Der neue US-Außenminister Colin Powell sagte unterdessen gegenüber CBS, wenn Sharon seine Regierung gebildet habe und beide Seiten ihre Positionen festgelegt hätten, könnten wieder Gespräche mit den Palästinensern geführt werden. Dann werde sich auch Präsident George W. Bush einschalten. (APA/AP/Reuters)