Wien - Vor dem Hintergrund restriktiver Budgets und der Aussicht, dass "dies eine Dauereinrichtung bleibt" erarbeitet das Wiener Literaturhaus bzw. die darin beheimateten Einrichtungen ein neues Strukturkonzept, mit dem neue Partnerschaften eingegangen werden können und mit dem sich das Literaturhaus in einer sich verändernden Literaturlandschaft gezielter positionieren kann. Seit der Gründung des Literaturhauses 1990 haben sich dessen Aufgaben bedeutend vermehrt, während die Mittel dafür schrumpften, meint Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren.der im November des Vorjahres den Antrag zur Planung einer Strukturreform des Literaturhauses eingebracht hat. Die im Literaturhaus beheimateten Vereine -die Dokumentationsstelle für neue österreichische Literatur, die IG Autorinnen Autoren und die Übersetzergemeinschaft - präsentieren sich zwar nach außen mit einem gemeinsamen Veranstaltungsprogramm, einem gemeinsamen Internet-Auftritt und und in Büro- und Verwaltungsgemeinschaft, das "Literaturhaus als eigene rechtliche Struktur" gebe es aber nicht, betont Ruiss. Rechtsstruktur gesucht Wenn man diese gemeinsamen Auftritte erhalten wolle, die derzeit über und auf Kosten der Dokumentationsstelle abgewickelt werden, dann brauche man eine eigene Rechtsstruktur, so Ruiss. Die Planungen für die Neuorganisation, die derzeit von einem Projektausschuss erarbeitet wird, in dem Vertreter aller beteiligten Institutionen mitwirken, sehen einen eigenen Verein für die gemeinsamen Einrichtungen des Literaturhauses vor. Damit sollte die Dokumentationsstelle entlastet werden und sich auf ihre eigentlichen Aufgaben (Archiv, Bibliothek, Forschung) konzentrieren, während die hier aufgebaute Exilbibliothek als eigene Sammlung auch mit einem Sonderbudget versehen werden sollte. Die Dokumentationsstelle und die Exilbibliothek hätten so die Möglichkeit, neue wissenschaftliche und finanzielle Verbindungen einzugehen. Während der neue Trägerverein Literaturhaus mit seinem nach außen gerichteten Aufgabenprogramm (Veranstaltungen, Internet) es wiederum leichter haben sollte, privatwirtschaftliche Partner zu gewinnen. Mit der neuen Struktur soll auch das "Ressortzuständigkeits-Korsett" gesprengt werden. Denn das unter Ex-Unterrichtsministerin Hilde Hawlicek (S) gegründete Literaturhaus gilt als Bundeseinrichtung, womit sich die Stadt Wien kaum je an einem hier angesiedelten Projekte beteiligt. Und es ressortiert bei den Kunstangelegenheiten - womit es für die hier betreuten wissenschaftlichen Aufgaben keine Wissenschaftsförderungen gibt. Mit dem Jahren sind dem Literaturhaus eine Reihe neuer Aufgaben zugewachsen: Preisstiftungen (z.B. die Alexander Masoch-Stiftung), der Erich Fried-Preis oder das internationale Netzwerk der Autoren im Exil werden hier betreut. "Wir wissen nicht, welche Projekte der öffentlichen Hand entbehrlich scheinen" sagt Ruiss. "Im Sommer muss ein umsetzbarer, verhandlungsfähiger Entwurf (mit Finanzplan) für eine neue Struktur vorliegen. Diese sollte dann mit 1.1. 2001 in Kraft treten". (APA)