Mensch
Supercomputer im Einsatz
Anders wäre die Informationsverarbeitung gar nicht zu bewältigen
Washington/London/Hamburg - Ohne die Hilfe von Supercomputern können Genetiker der Datenflut des menschlichen Erbgutes
nicht mehr Herr werden. Sowohl bei der Entschlüsselung als auch beim Verständnis der Gene helfen schnelle Rechner. Forscher benötigen
jedoch leistungsfähigere Computer, um tiefer in den Bauplan des Lebens vorzudringen. So will in vier Jahren der weltgrößte
Computerkonzern IBM in den USA die schnellste Rechenmaschine der Welt - genannt "Blue Gene" - vorstellen. Mit ihr soll die
dreidimensionale Struktur der menschlichen Proteine (Eiweiße) entschlüsselt werden.
Der Super-Computer soll in der Lage sein, alle Vorgänge bei der Proteinfaltung zu simulieren oder vorherzusagen. Damit könnte die Funktion
des Proteins bestimmt werden. "Blue Gene" wird nach IBM- Angaben eine Billiarde (1 000 000 000 000 000) Rechenoperationen pro
Sekunde abarbeiten. Die Supermaschine wird aus mehr als einer Million Prozessoren bestehen, von denen jeder eine Milliarde Instruktionen
pro Sekunde leisten kann.
Bei der Genforschung übernimmt der US-Genetiker Craig Venter mit seiner Firma Celera Genomics eine Vorreiter-Rolle: Bei Celera
sequenzierten 300 Automaten in neun Monaten große Teile des menschlichen Erbgutes. Darüber hinaus unterhält Celera nach eigenen
Angaben einen der schnellsten Computer außerhalb der US-Behörden: ein Netzwerk aus 800 Rechnern. Damit konnten Forscher die
Ergebnisse der Sequenzierautomaten in der richtigen Reihenfolge zusammenfügen.
Über die Welt verteilt und durch das Internet verbunden speichern bereits mehrere hundert Datenbanken die Buchstabenfolgen analysierter
Gene. Prozessoren vergleichen dabei Millionen Einträge miteinander. Immer mehr Erbanlagen werden so von immer mehr Organismen
entschlüsselt.
Auch die Software und die ihr zu Grunde liegenden Verfahren werden verbessert. Dafür zuständig ist die Bioinformatik. Die Disziplin solle
helfen, "unter Anwendung entsprechender statistischer Verfahren biologisch relevante Muster in massiven Datenmengen zu erkennen", erklärt
die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Zudem sollten Forscher ihre Annahmen durch die Simulation biologischer Prozesse theoretisch
überprüfen können. Schon jetzt helfen beim "Drug Design" Computer bei der Entwicklung neuer Medikamente. (APA/dpa)