Jerusalem - Bei den Koalitionsverhandlungen in Israel zur Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit hat es offenbar Fortschritte gegeben. Ein Sprecher der Likud-Partei des neu gewählten Ministerpräsidenten Ariel Sharon sagte am späten Montagabend, Sharon und der amtierende Regierungschef Ehud Barak von der Arbeitspartei hätten sich weitgehend auf die Grundzüge für eine Regierung geeinigt. Eine Sprecherin der Arbeitspartei bestätigte, dass es Fortschritten gegeben habe. Trotzdem sei eine Koalitionsvereinbarung noch nicht unter Dach und Fach. Bei der Fortsetzung der Verhandlungen am Dienstag soll es auch um die Verteilung der Kabinettsposten gehen. Unterdessen kam es im südlichen Gaza-Streifen bis spät in die Nacht zu Schießereien. Übergangs-Friedensregelung angestrebt Der israelische Rundfunk berichtete, Sharon und Barak hätten sich darauf verständigt, eine Übergangs-Friedensregelung anzustreben. Jede endgültige Friedensregelung mit den Palästinensern, mit Syrien und dem Libanon müsse in Übereinstimmung mit den UNO-Resolutionen und dem Prinzip "Land für Frieden" stehen, hieß es weiter. Dies war von den Palästinensern gefordert worden. Ferner hätten beide Seiten vereinbart, keine neuen Siedlungen im besetzten Westjordanland und im Gaza-Streifen zu errichten. Der Ausbau bestehender Siedlungen solle jedoch je nach Bevölkerungsentwicklung zulässig sein. Die Abgeordnete der Arbeitspartei Dalia Itzik bestätigte, dass es Fortschritte gegeben habe. Barak und Sharon würden am Dienstag über Fragen beraten, die zu sensibel seien, um in einem Koalitionsvertrag niedergeschrieben zu werden. Dabei dürfte es um die Fragen eines künftigen Palästinenserstaates, den Abbau jüdischer Siedlungen und den künftigen Status von Jerusalem gehen. In Falle einer Koalitionsregierung hat Sharon seinem Amtsvorgänger Barak, das Verteidigungsministerium angeboten. Als aussichtsreichster Kandidat für das Außenministerium gilt Friedensnobelpreisträger Shimon Peres. Schießereien im Gaza-Streifen Sharon hatte bei den Ministerpräsidentenwahlen am vergangenen Dienstag Barak deutlich geschlagen. Er strebt die Bildung einer Koalition der Nationalen Einheit an. Dies stößt innerhalb der Arbeitspartei jedoch auf Widerstand. Der Fraktionschef der Arbeitspartei, Ofir Pines-Pas sagte, im Falle einer Koalition mit seiner Partei müsse Sharon von seinem Plan Abstand nehmen, auch extrem nationalistische Parteien in die Regierung aufzunehmen. Bei den mehr als sechsstündigen Schießereien im Gaza-Streifen wurden mindestens 40 Palästinenser verletzt. Auch im Westjordanland kam es am Montag zu Schusswechseln. Israelische Soldaten töteten zwei Palästinenser. Damit sind seit Beginn der Unruhen im September mindestens 387 Menschen, überwiegend Palästinenser, ums Leben gekommen. Palästinenserpräsident Yassir Arafat traf erstmals seit der Wahl Sharons am Montag in Kairo mit dem ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak zusammen. Aus Arafats Begleitung hieß es anschließend, dieser habe um Unterstützung für die palästinensische Position nach der Wahl Sharons geworben. (APA/Reuters/dpa)