München - Mit einem neuen Test sorgt die Firma MediGenomix in Martinsried bei München für Furore: Eine Erbgut-Analyse soll verraten, ob ein Mensch möglicherweise gegen die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) resistent ist, die als menschlicher "Rinderwahnsinn" gilt. Denn bisher hatten alle Kranken eine bestimmte genetische Variation, wie Geschäftsführer Engelbert Precht erklärt. "Wir können nicht vor der Krankheit schützen", betont Precht. Aber mit dem Test lasse sich feststellen, ob Patienten auf Grund ihrer Genstruktur anfälliger seien. Dabei führt das Labor anhand von Blut oder Schleimhautzellen einen DNA-Test durch. Entscheidend ist dann, welche Aminosäure sich an einer bestimmten Position des Prion-Proteins befindet: Hat der Patient den Baustein Methionin, so ist er Precht zufolge gefährdeter. Hat er dagegen Valin, so sei er vermutlich bis zu einem gewissen Grad geschützt: So habe keines der bisher rund 90 vCJK-Opfer Valin, sondern nur Methionin aufgewiesen, erklärt Precht. Die Wahrscheinlichkeit, zu den "geschützten" Valin-Patienten zu gehören, ist größer: In Europa ist diese Variante bei rund 60 Prozent der Bevölkerung vertreten, wie Precht erklärt. Die restlichen 40 Prozent seien "Methionin-Fälle". Welche Struktur man habe, sei rein erblich bedingt. Der Test funktioniere nach einer alten Methode und sei eine "klare Sache", sagt der Geschäftsführer. Über das rege Interesse der Bevölkerung sei er "überrascht". Daher gebe es auch noch keine Planungen, wie man den Test vermarkten werde. Bereits jetzt könnten die Interessenten "wie bei einem Vaterschaftstest" einen Mundhöhlenabstrich einschicken: Dazu kratze man mit einem Wattestäbchen ein paar Mal an der Wange, lasse die Probe trocknen und schicke sie an das Labor. "Man muss nur aufpassen, dass kein anderer die Probe berührt", betont Precht. Das Ergebnis liege nach drei Tagen vor - 95 Mark (rund 700 Schilling) koste das Ganze. Wissenschafter reagieren vorsichtig auf das neue Angebot. Zwar bezweifelt kaum einer, dass die Methode funktioniert. Doch ist umstritten, ob Menschen mit der "Valin-Variante" tatsächlich geschützt sind. So bestätigt Jörg Tatzelt vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, dass alle vCJK-Opfer in England die Methionin-Struktur aufwiesen. "Es kann also sein, dass bestimmte genetische Voraussetzungen zu einer größeren Anfälligkeit für Infektionen führen." Er betont aber: "Das heißt nicht, dass ich mit Valin unbedenklich BSE-Fleisch essen kann." Denn auch Patienten mit einer solchen Genstruktur seien nicht unbedingt resistent: "Das kann auch nur ein Zeitproblem sein." Es sei durchaus möglich, dass auch sie nach einiger Verzögerung erkrankten. Anzeichen dafür böten verwandte Krankheiten: So habe man zunächst auch bei herkömmlichen Creutzfeldt-Jakob-Fällen, die durch ärztliche Eingriffe wie verunreinigte Instrumente übertragen wurden, einen Zusammenhang mit der Genstruktur vermutet. Doch seien Jahre später auch Menschen mit anderen Varianten erkrankt. Ähnliches gelte für die Gehirnkrankheit Kuru in Neuguinea, die durch Kannibalismus übertragen wurde. "Ich sehe nicht die Signifikanz hinter dem Test", folgert Tatzelt. Ähnlich äußert sich der Molekularbiologe Otto Windl von der Universität München: "Das ist alles nicht ungegärt. Ich wäre vorsichtig." So würde er sich auch nach einem guten Ergebnis "nicht viel sicherer" fühlen. (Von Angela Stoll/AP)