Europa
Spanien: Ermittlungen gegen "Pinochet"-Richter
Verstoss gegen Geheimhaltungspflicht könnte für Baltasar Garzon zum Eigentor werden
Madrid - Die spanische Justiz hat Ermittlungen gegen den prominenten Richter Baltasar Garzon eingeleitet, der vor gut zwei Jahren
die Festnahme des chilenischen Ex-Diktators Augusto Pinochet in London erwirkt hatte. Dem 45-jährigen Untersuchungsrichter am Madrider
Nationalen Gerichtshof wird zur Last gelegt, in einer Biografie vertrauliche Ermittlungsergebnisse offen gelegt zu haben.
Der Allgemeine Rat der Rechtsprechenden Gewalt (CGPJ), das höchste interne Organ der spanischen Justiz, beschloss am Montag die
Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen Garzon. Der Richter kann durch ein solches Verfahren von bestimmten Ermittlungen frei gestellt
oder im Höchstfall ganz vom Dienst suspendiert werden.
Fünf Angeklagte, denen Garzon die Zugehörigkeit zum Umfeld der baskischen Untergrundorganisation ETA zur Last legt, hatten Anzeige
erstattet. Sie sahen in der - von der Journalistin Pilar Urbano verfassten - Biografie "Garzon, el hombre que veia amanecer" (Garzon - Der
Mann, der es Tag werden sah) einen Verstoß gegen die Geheimhaltungspflicht. Garzon ist in Spanien umstritten. Die einen halten ihn für einen
unermüdlichen Vorkämpfer gegen das organisierte Verbrechen, den Terrorismus und die Korruption; die anderen halten ihm Star-Allüren vor. (APA/dpa)