Wien/Prag - Im tschechischen Atomkraftwerk Temelín begann am Montag die Inspektion durch die Internationale Atomenergiekommission (IAEO). Das 14-köpfige Team soll bis zum 1. März die Stärken und Schwächen des Reaktors evaluieren und anschließend einen Bericht ausarbeiten. Ein Sprecher des Kraftwerkbetreibers CEZ, zeigte sich zuversichtlich, dass die Kommission ein gutes Zeugnis ausstellen werde.

Zwei Monate nach Abschluss des so genannten Melker Abkommens schlagen die Wogen im Zwist um den Atommeiler aber wieder höher. Tschechische Aktivisten blockierten am Montag für eine Stunde eine Zufahrt zum Kernkraftwerk, österreichische Umweltschützer fordern die Bundesregierung zu einer Stellungnahme bezüglich der Umsetzung des Abkommens, speziell der umfassenden Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) auf.

Die Gruppe Global 2000 kritisierte in diesem Zusammenhang, dass Österreich die Teilnahme an der morgen beginnenden ersten UVP-Arbeitssitzung in Tschechien boykottiert. Nach den Informationen der Gruppe nimmt ein Vertreter Deutschlands daran als Beobachter teil; Österreich, das ebenfalls das Recht dazu hätte, verzichtet hingegen laut Global 2000. Aus dem Umweltministerium war bis Montagnachnmittag zu dieser Causa keine Stellungnahme zu erhalten.

In Oberösterreich laufen dagegen die Vorbereitungen für eine neue zweitägige Grenzblockade ab Freitag weiter. Verzichten will man darauf nur dann, wenn die tschechische Seite die Forderungen der Gegner erfüllt. (moe, DER STANDARD, Print-Ausgabe 13. Februar 2001)