Prag - Das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei hat zwischen 1948 und 1962 insgesamt 575 im Gefängnis geborene Babys ohne Zustimmung ihrer Mütter zur Adoption freigegeben. Diese Bilanz des Amtes zur Dokumentation kommunistischer Verbrechen (UDV) in Prag veröffentlichte am Montag die Prager Zeitung "Mlada fronta Dnes". Fast alle Inhaftierten, darunter zahlreiche politische Gefangene, hätten vom Schicksal ihrer Kinder bis heute nichts erfahren. Die Neugeborenen seien oft an kinderlose Parteifunktionäre, GeheimdienstmitarbeiterInnen oder Gefängnisbedienstete vermittelt worden, sagte ein UDV-Sprecher. Wahrscheinlich wüßte keines der Kinder der Inhaftierten von seinem Schicksal. Diese sollen nun anhand der Gefängnisarchive rekonstruiert werden. Die Strafverfolgung der Verantwortlichen sei aber schwierig, da keine schriftliche Anweisung für die Zwangsadoptionen existiere. (APA/dpa)