Genau genommen ist der Börsengang der Mobilfunktochter Orange für den Mutterkonzern France Telecom ein schwerer Schlag. Obwohl die Preisspanne für den Aktienverkauf noch vergangene Woche deutlich gesenkt und der Preis am Ausgabetag am untersten Ende festgesetzt wurde, kam beim ersten Handel keine Freude auf. Das Papier wurde am Nachmittag zwischen dem Ausgabepreis für Privatleute (9,50 Euro bzw. 130,7 S) und für institutionelle Anleger (zehn Euro) gehandelt. Dabei hatte France-Telecom-Chef Michel Bon noch Anfang des Monats getönt, der Zeitpunkt des Börsengangs sei "für die Aktionäre ideal". Nun wird an der Finanzstrategie des tief verschuldeten Mutterkonzerns gezweifelt. Nachdem sich Orange an der Börse ein blaues Auge geholt hat, müssen sich andere fragen, zu welchen Konditionen sie in diesen Ring steigen wollen. Bon stand mit dem Rücken zur Wand. Sein Konzern erreichte Ende 2000 den Rekord-Schuldenstand von 60 Mrd. Euro. Ein wesentlicher Anteil dieser Verschuldung entstand durch den Kauf von Orange - im Mai 2000, als die Telekom-Branche boomte, hatte France Telecom dem britischen Konkurrenten Vodafone die Tochter Orange für 33,15 Mrd. Euro abgehandelt. Damals ging France Telecom die Verpflichtung ein, von Vodafone bis zum 31. März 2001 eigene Aktien im Wert von sieben Mrd. Euro zurückzukaufen. Aber nicht nur France Telecom stöhnt unter einem Schuldenberg. Auch British Telecom steht mit 30 Mrd. Pfund (47,1 Mrd. Euro/648 Mrd. S) in der Kreide und wird die Mobilfunk-Tochter BT Wireless an den Markt schieben müssen. Von der Deutschen Telekom wird eine Erklärung zum Börsengang von T-Mobil erwartet. Ursprünglich war der Herbst 2000 anvisiert worden, dann aber verstummte der deutsche Telekom-Riese. Möglicherweise will er erst das "Jahr des Schweigens" verstreichen lassen. (Reuters)