Wien - Einigkeit trotz der Wahlkampfzeiten strahlten Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S) und sein Vize Planungsstadtrat Bernhard Görg (V) am Dienstag bei der Präsentation des "Strategieplans für Wien" aus. Der Plan, der laut Häupl die politische Strategie zur Bewältigung der Zukunft der Bundeshauptstadt festlegt, stelle einen wesentlicher Teil der gemeinsamen Arbeit der vergangenen Regierungsperiode dar, so der Bürgermeister. Görg bezeichnete es als Sensation, dass "zum ersten Mal über bestehende Koalitionsübereinkommen hinaus Zukunftsvisionen für Wien entwickelt wurden". Die Projekte seien von allen Ressorts und gemeinsam mit der Beamtenschaft erarbeitet worden. Görg: "Das ist nicht der Plan des Planungsressorts, sondern der gesamten Stadtregierung." Kritik an Forstinger Einig waren sich Görg und Häupl auch in ihrer Kritik an Infrastrukturministerin Monika Forstinger (F). Sie vermittle der Bundeshauptstadt nur Negativbotschaften, etwa beim Thema der Anbindung an die europäischen Verkehrsnetze, so Görg. Forstinger sei eine Enttäuschung für Wien, "da muss sich vom Stil in der Sache bald was ändern". Zu Forstingers Amtsführung meinte Görg, er "hätte nicht gedacht, dass es nach (Infrastruktuminister Michael) Schmid noch schlechter werden könnte". Eine Ansicht, der sich Häupl "auf den i-Punkt" anschloss. Forstinger beantworte keine Briefe, Termine gebe es nur für FP-Politiker. "Sowas von Autismus in der Politik habe ich überhaupt noch nicht erlebt", sagte der Bürgermeister. Dass ihre offen zur Schau gestellte Einigkeit ein Anzeichen für Koalitionspräferenzen nach der Gemeinderatswahl am 25. März sein könnte, bestritten Häupl und Görg auf Journalisten-Rückfrage. Er sei sich zwar der Symbolkraft des gemeinsamen Auftretens bewußt, meinte Görg. Dies sei aber lediglich als Zeichen dafür zu deuten, dass "die Koalition bis zum Schluss arbeitet und funktioniert". Auch Häupl betonte, dass er vor der Entscheidung der Wähler keine Koalitionsaussage treffen werde. "Qualität verpflichtet" Unter dem Titel "Qualität verpflichtet. Innovationen für Wien" wurden im "Strategieplan für Wien" fünf Leitlinien zur strategischen Neupositionierung der Stadt festgelegt, sagte Planungsdirektor Arnold Klotz am Dienstag bei der gemeinsamen Präsentation mit Bürgermeister Michael Häupl (S) und Planungsstadtrat Vizebürgermeister Bernhard Görg. Als Ergebnis von dreijährigen Vorarbeiten sei damit ein Plan geschaffen, der den neuen Erfordernissen an den Standort Wien gerecht werde, so Klotz. Im Bereich "Wien in Europa und in der Region" geht es laut Klotz um regionale Partnerschaften in Mittel- und Osteuropa, die es der Stadt ermöglichen sollen, im globalen Wettbewerb zu bestehen. Unter "Perspektiven für Wirtschaft und Arbeit" ist vor allem die Internationalisierung des Wirtschaftsstandortes Wien geplant. Für Betriebe aus dem Medizin- und Biotechnologiebereich und für IT-Unternehmen soll es verstärkte Investitionsanreize geben. Forciert werden sollen auch Wissenschaft, Bildung und Kultur. Häupl betonte in diesem Zusammenhang, dass durch den Wiener Biotechnologie-Cluster schon jetzt "die kritische Masse an Wissenschafts- und Forschungselementen erreicht ist, die uns auf den Weg zum Wissenschaftsstandort bringt". Weitere Ziele des Plans sind die Sicherung von Natur- und Stadtraum sowie die Entwicklung von Lebens- und Umweltqualität. Fünf Leitlinien und 33 Projekte Zur Umsetzung der Leitlinien wurden 33 strategische Projekte definiert, die sich teilweise bereits in der Umsetzungsphase befinden. Dazu gehören unter anderem die Errichtung der Wiener Hauptbibliothek am Gürtel und des Technologieparks "Tech Gate Vienna" auf der Donauplatte. Weitere Projekte beinhalten das Geschäftsstraßenmanagement (Strategien zur Attraktivierung innerstädtischer Zentren und Einkaufsstraßen), das Gürtelmanagement (Strategien zur Aufwertung der Gürtelzone), das Wiener Bildungsnetz (Vernetzung der 400 Pflichtschulen mit rund 10.000 Computern) und den Technologie- und Zukunftsfonds. Zu den Projekten mit einem längerfristigen Realisierungshorizont gehören beispielsweise der TEN-Knoten Region Wien (Transeuropäische Netze) und die Errichtung des Bahnhofs Wien. Evaluiert werden soll die Umsetzung des Strategieplans durch eine externe Koordinationsstelle. "Wir stehen kurz vor der Ausschreibung eines Postens zur Evaluierung des gesamten Prozesses über die nächsten drei Jahre", so Klotz. (APA)