San Salvador - Die Zahl der Toten bei dem zweiten schweren Erdbeben in El Salvador innerhalb eines Monats steigt weiter. Wie die Behörden mitteilten, wurden bis Donnerstagnachmittag (Ortszeit) 277 Tote aus den Trümmern geborgen. Fast 3.000 Menschen wurden der vorläufigen Bilanz zufolge verletzt. Die Zahl der Geschädigten wurde mit rund 135.000 angegeben. Mehr als 23.500 Gebäude, darunter sieben Schulen und 16 Kirchen wurden zerstört oder schwer beschädigt. Da zahlreiche Menschen unter ihren Häusern begraben wurden, rechneten die Behörden mit einem weiteren Anstieg der Opferzahlen. Tausende Menschen wurden obdachlos. Mehrere Gebiete im Zentrum des zentralamerikanischen Landes waren nach Erdrutschen von der Außenwelt abgeschnitten; Helfer waren vielfach auf Rettungshubschrauber angewiesen. In einem verzweifelten Wettlauf gegen die Zeit versuchten sie, Überlebende zu retten. Suche nach den Verschütteten Retter suchen in den zerstörten Ortschaften verzweifelt nach Überlebenden. Mit Traktoren, Lastwagen, Schaufeln und Spitzhacken bemühten sich Hilfsmannschaften am Donnerstag, Verschüttete zu bergen. Präsident Francisco Flores sagte im Fernsehen, die Rettung von Überlebenden habe absoluten Vorrang vor dem Wiederaufbau. Wegen abgeschnittener Zufahrtswege wurden Wasser und Lebensmittel knapp. Mehrere Staaten kündigten weiteren Finanzhilfen für El Salvador an. Das mittelamerikanische Land war bereits vor einem Monat von einem Beben der Stärke 7,7 betroffen, bei dem mehr als 800 Menschen starben. Ohne Strom Auch Soldaten beteiligten sich nach Armeeangaben an der Suche nach Überlebenden. Sie setzten Taschenlampen und Laternen ein, da die drei betroffenen Verwaltungsgebiete im Zentrum des Landes teilweise von der Stromversorgung abgeschnitten waren. Auch wichtige Straßen wie die panamerikanische Autobahn, die Nordamerika mit Südamerika verbindet, waren unterbrochen. Epizentrum Das Epizentrum des Bebens lag rund 40 Kilometer östlich von San Vicente. Dort sagte eine Schuldirektorin einem Fernsehsender, in ihrer Einrichtung seien 15 bis 20 Schüler unter den Trümmern begraben worden. Ein Einwohnerin dieses Ortes berichtete, sie habe kein Wasser und keine Lebensmittel zum Kochen und könne ihren Kindern nichts zu trinken geben. Tausende Menschen wurden durch das Beben obdachlos. In der Hauptstadt San Salvador schliefen die Einwohner mit geöffneten Türen und Fenstern, um im Falle eines Erdstoßes ihre Häuser schneller verlassen zu können. Viele Unternehmen stellten vorübergehend den Betrieb ein, auch die Schulen sollen bis zum Ende der Woche geschlossen bleiben. 6,1 nach Richter Das Beben vom Dienstag, das nach Angaben des COEN eine Stärke von 6,1 auf der Richterskala erreichte, war zwar deutlich schwächer als das katastrophale Beben vom 13. Jänner, durch das mindestens 827 Menschen starben. Die Panamericana-Fernstraße wurde gleich an mehreren Stellen zerstört. In der Hauptstadt San Salvador brachte das Beben Presseberichten zufolge mindestens 260 Häuser, die schon vom Jänner-Beben in Mitleidenschaft gezogen worden waren, endgültig zum Einsturz. Die wirtschaftlichen Schäden des neuen Bebens sind bisher noch nicht absehbar. Produzierendes Gewerbe, Landwirtschaft und Infrastruktur des mittelamerikanischen Landes waren schon von dem Jänner-Beben erheblich geschädigt worden. "Da es ja eine andere Zone als im Jänner getroffen hat, ist jetzt ein großer Teil El Salvadors nachhaltig zerstört", sagte der deutsche Caritas-Einsatzleiter Hajo Spoerhase der dpa. Das Land sei jetzt auf längere Zeit von ausländischer Hilfe abhängig. Besonders kritisch werde die Lage für die Erdbebenopfer im April, wenn die Regenzeit beginne. (APA/dpa)