Salzburg - Wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt stand die 22-jährige Schubgefangene Joy A. aus Nigeria heute, Dienstag, vor dem
Salzburger Landesgericht. "Wie wild um sich geschlagen" habe die Nigerianerin und dabei zwei Polizisten zu Boden gerissen, meinte
Polizeibeamter Edmund K. in seiner Zeugenaussage. Sie sei von zwei Beamten geschlagen und in eine mit Exkrementen verschmutzte
Einzelzelle gesperrt worden, wehrte sich dagegen die Beschuldigte vor dem Einzelrichter Hermann Weis. Die Verhandlung wurde vertagt.
Begonnen hatte alles damit, dass die Angeklagte am 29. Dezember des Vorjahres der Aufforderung von K., den Fernseher im Aufenthaltsraum
des Salzburger Polizeigefangenenhauses auszuschalten, nicht nachgekommen war. Sie habe starke Bauchschmerzen gehabt und nicht auf den
Sessel steigen können, um das unter der Decke angebrachte Gerät auszuschalten, so die Begründung der 22-Jährigen. Von Schmerzen der
Beschuldigten will K. nichts bemerkt haben. Vielmehr habe A. "nur gebrüllt" und keine Anstalten gemacht, von der Couch aufzustehen.
"Eigentlich ganz friedlich"
Nachdem er zehn Minuten später ein zweites Mal gekommen sei, habe A. versucht, sich unter "Gebrüll und Geschrei" an ihm vorbeizudrängen.
Daraufhin habe er, K., sie weggeschoben, weil sie noch den Fernseher ausschalten sollte. "Wie wild gewirbelt" habe die Frau und ihm dabei
gegen den Oberkörper geschlagen und einen Knopf vom Hemd abgerissen. Als dann ein Kollege zu Hilfe kam, sei sie "eigentlich ganz friedlich"
mitgegangen.
Die beiden Polizisten seien mit ihr in einen Büroraum gegangen, in dem sich mehrere Polizeibeamte aufgehalten hätten. Dort habe sie gefragt, ob
jemand Englisch verstehe, damit sie erklären könne, warum sie den Fernseher nicht ausschalten wollte, schilderte die von Rechtsanwalt Gerhard
Mory vertretene Angeklagte dem Gericht.
"Mit Müh und Not" in die Zelle gebracht
Weil er sich gegen tätliche Übergriffe vor Gefangenen schützen müsse, habe er - gemeinsam mit seinem Kollegen und nach Rücksprache mit
dem Kommandanten - beschlossen, sie in eine "Korrektionszelle" zu sperren. Vor der Tür habe die Gefangene zu einem Rundumschlag
ausgeholt, in Folge dessen sie "zu dritt am Boden" lagen. Verletzt könne sich A. dabei nicht haben, denn "wir haben sie mit Glacéhandschuhen
angegriffen", meinte der Zeuge. Mit "Müh und Not" habe man sie schließlich in die Zelle gebracht.
Sie habe nicht in die "stinkende, unter Wasser stehende und mit Exkrementen verschmutzte Zelle" gesperrt, sondern weglaufen wollen, erläuterte
die Beschuldigte. Beide Polizisten hätten "mit Fäusten und Fußtritten" auf sie eingeschlagen und ihr dabei Verletzungen an den Händen, am
rechten Knie sowie am Oberarm zugefügt.
Die Verhandlung wurde auf unbestimmte Zeit vertagt. Zwei Zeugen - der in das Geschehen ebenfalls involvierte Kollege des heute erschienen
Polizisten sowie ein Vorgesetzter - sollen vor Gericht noch gehört werden. (APA)