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Wien - Der Industrielle Hannes Androsch, der gemeinsam mit der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich sowie einigen Industriellen ein Angebot für den 87-Prozent-Anteil der Bank Austria an dem Chemiefaserkonzern Lenzing AG gelegt hat, fühlt sich gegenüber seinem Konkurrenten, der britischen Investmentfondsfirma CVC Capital Partners krass benachteiligt. Während CVC Zugang zum Datenraum der Lenzing habe und das Unternehmen mit einem 20-Mann- Team auf Herz und Nieren prüfen könne, werde ihm dieser Zugang verweigert, bedauert er. In der Bank Austria will man zum Lenzing-Verkauf nicht Stellung nehmen. Es ist noch keine Entscheidung gefallen, heißt es lapidar. Tatsächlich soll die Bank den Zugang zum Lenzing-Datenraum von einem Offert über 90 € je Aktie einschließlich einer entsprechenden Finanzierungszusage abhängig machen. Der Aufsichtsrat der Bank ermächtigte knapp vor Weihnachten den Vorstand, Lenzing bis Ende März 2001 um diesen Betrag zu verkaufen. "Diverse Nebenbedingungen" Während CVC diese 90 € bot, blieb Androsch bisher bei seinem 80-€-Offert. "Unter Berücksichtigung diverser Nebenbedingungen wie Steuernachzahlungen ist unser Angebot 91 € wert", zeigt Androsch kein Verständnis für die Auflagen des Verkäufers. Außerdem könne ein bindendes Offert erst nach einer Due-Diligence (Datenprüfung) erstellt werden. Die von der Bank Austria für ein unverbindliches 90-€-Angebot verlangte Finanzierungszusage betrachtet er als ungewöhnlich, da diese schließlich Geld koste. "International ist die Beibringung einer Finanzierungszusage erst bei einem verbindlichen Angebot üblich", kritisiert Androsch die Vorgangsweise der Bank. Meldungen, wonach die Bank Austria den Verkauf ihres Lenzing-Anteils an CVC noch diese Woche fixieren will, werden vom Institut nicht kommentiert. Auch Androsch glaubt nicht an eine derart rasche Entscheidung und sieht für seine Gruppe noch durchaus Chancen. (Günter Baburek, DER STANDARD, Printausgabe 14.2.2001)