Den beiden will nichts gelingen. Nichts Rechtes und nichts Unrechtes. Franz verlor den Job in Steyr, verließ die Familie und "wagte einen Alleingang in Wien". Robert verlernte nach der Lehre das Arbeiten und strebte eine Geschlechtsumwandlung an. 700.000 Schilling hätte sie gekostet. (700.000 mehr, als er besaß.) Im Männerheim lernten sie einander kennen und hatten eine gemeinsame schlechte Idee: Erpresserische Drohbriefe an Süßwarenerzeuger. Würden nicht Millionen flüssig gemacht werden, fänden sich bald vergiftete Waren in den Regalen. Beim Formulieren der Texte gaben sie sich Mühe. (Z.B. "Manner mag man eben, und wir das Geld: 16 Millionen!) Auch die Schreibarbeit mit der Schablone gelang recht sauber. Franz arbeitete dabei mit Handschuhen. "Wegen DNN", erklärt er. Die Firma Pischinger sollte 30 Millionen zahlen. "Was haben Sie sich bei der Summe gedacht?", fragt der Richter. "Nichts", schummelt Robert. (Vermutlich: Besser zu viel als zu wenig.) Beim Abholen der Beute vor dem Cafe "Santana" waren die Erpresser aber zu schüchtern und bogen wieder ab. Die kriminelle Aufregung war ihnen fünf Millionen Wert, also verlangten sie von der Firma Wojnar 35 Millionen. Die Übergabe fand vor dem Sonnenstudio "Sun & Fun" nicht statt. Robert im Frauenkostüm traute sich nicht. Der Zivilist mit dem Koffer wirkte wie ein Polizist mit Koffer. Bei Manner gingen sie auf 16 Millionen herunter und vereinbarten die Übergabe beim Bahnhof Untertullnerbach. "Wie kommen Sie auf Untertullnerbach?", fragt der Richter. "Mit dem Zug", erwidert Robert. (Und so was passiert ihm ständig.) Die Männer in Bahn-Uniform kamen ihm verdächtig vor. "Wieso?", fragt der Richter. "Na fünf ÖBB-ler auf einem Fleck?" - "Was ist daran verdächtig?", fragt der Richter. - "In Untertullnerbach?" Nestle wurde mit 30 Millionen an den Butterteich im Böhmischen Prater gebeten. "Aber mir sind dort nur drei Polizisten aufgefallen", erinnert sich Robert. Umgekehrt ebenfalls: Er wurde verhaftet. Das Urteil: Jeweils drei Jahre Haft. (Daniel Glattauer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.2.2001)