Wien - Wiens Wirtschaftskammerpräsident Walter Nettig schlägt Alarm: "Der Stopp bei den Infrastrukturmaßnahmen in Wien ist inakzeptabel", erklärte Nettig gestern, Dienstagabend, vor Journalisten in Wien. Die Lebensader der Wiener Wirtschaft dürfe nicht beschnitten werden. Bereits jetzt führten die großen Verkehrswege an Ostösterreich vorbei. "Der Ausbau eines Bahnhofes Wien, Verbesserungen im Güterverkehr und die stärkere Anbindung an die großen internationalen Verkehrswege sind unerlässlich." Nettig sagte, es grenze an "Frotzelei", wenn man zuerst potenziellen Betriebsansiedlern in Wien mit diversen Angeboten gleichsam die Karotte vor die Nase halte und diese dann infolge des Infrastrukturstopps wieder wegziehe. "Wer den Wirtschaftsverkehr einbremst, bremst die Wirtschaft aus", meinte Nettig. Die dringend notwendigen Vorhaben im Straßen- und Schienenbereich sollten raschest realisiert werden, Österreich hinke zudem bei den Investitionen im Sektor Infrastruktur EU-weit nach. Infrastrukturinvestitionen gehen zurück Im Zehnjahresdurchschnitt seien EU-weit 1,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (Wert aller Waren und Dienstleistungen eines Landes, Anm.) für die Infrastruktur aufgewendet worden. In Österreich seien es nur 0,7 Prozent gewesen. "Während EU-weit seit Mitte der achtziger Jahre die Infrastrukturinvestitionen um 50 Prozent anstiegen, wurde in Österreich ein Rückgang von 18 Prozent registriert", betonte Nettig. "Wenn wir zulassen, dass die europäischen Hauptverkehrsachsen an Wien vorbei führen, lassen wir auch zu, dass Wien als Wirtschaftsstandort und damit auch als lebensfähiges und lebenswertes Zentrum substanziell verliert", sagte Nettig. Schon in Wiens regionalem Straßennetz zeigten sich Defizite: "In täglichen Staus wird nicht nur die Umwelt strapaziert - es werden auch sinnlos private wie unternehmerische Ressourcen vergeudet", sagte Nettig. Ein fahrender moderner Fernverkehrs-Lkw benötige rund 25 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Im staubedingten Stop-and-go-Verkehr - etwa auf der Wiener Südost-Tangente - explodiere dieser Verbrauch förmlich auf 50 Liter und mehr. 85 Prozent der Unternehmer online Binnen zweiter Jahre könnte sich laut Nettig dieser e-commerc-Umsatz bereits verdoppeln. "Was das in einer Branche heißt, die mit 0,7 bis 1,5 Prozent Nettogewinnspannen arbeitet, brauche ich wohl nicht zu sagen", betonte Nettig. Alle, die nicht innerhalb kürzester Zeit auch die neuen Märkte erschlössen, würden Probleme bekommen. "Unsere Strategie ist es dabei, nicht primär neue Unternehmer zu fördern, die voll und fast ausschließlich auf das Internet setzen, sondern gestandene Händler und Gewerbetreibende auch ins Netz zu bringen." (APA)