Gäste aus Österreich werden in Teheran traditionell mit großen Freundschaftsbeteuerungen empfangen, so auch Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, die am Dienstagabend zu einem dreitägigen Arbeitsbesuch eingetroffen war. Immerhin war Bundespräsident Thomas Klestil das erste EU-Staatsoberhaupt gewesen, das 1999 die iranischen Öffnungsbemühungen der letzten Jahre mit einer Reise in die islamische Republik honorierte. Auch dass sich Österreich - nicht ganz uneigennützig - nie wirtschaftlichen Sanktionen gegen den Iran angeschlossen hat, wird hierorts honoriert. Der erste Besuchstag wurde vorerst dominiert von Gesprächen im Außenministerium und im Parlament, ein Treffen mit Präsident Mohammed Khatami war für den Abend vorgesehen, wozu die österreichische Delegation nach Kerman an der afghanischen Grenze fahren musste, wo Khatami gerade ein Besuchsprogramm absolviert. Ferrero-Waldner und Außenminister Kamal Kharrazi stellten sich am Mittwoch gemeinsam einer Pressekonferenz, die bei den iranischen Medien allerdings nicht auf übermäßiges Interesse stieß. Die Fragen an die österreichische Außenministerin waren von einer Linie bestimmt, die die von vielen Seiten berichtete ideologische Verengung in der letzten Zeit zu bestätigen scheint: Sie wurden dominiert von einem auf gewissen Ebenen bereits überwunden geglaubten Weltbild böse USA (und Israel) vis-à-vis verfolgter islamischer Kultur. Auch eine mitleidige Frage an Ferrero, die Kompensationsfragen an "die Juden" betreffend, durfte nicht fehlen - und wurde von ihr mit unmissverständlicher Klarheit beschieden. (DER STANDARD, Printausgabe, 15.2.2001)